Sonntag, 7. Februar 2010

Wethaven...ääh...Whitehaven Beach - The Whitsundays Part III

7.30 Uhr: Scotty macht sich in der Küche bemerkbar. Ich öffne meine Augen, was darauf schließen lässt, dass ich tatsächlich ein bis zwei Stunden geschlafen habe. Neben mir Mateja, dicht an meinem Kopf die Füße zweier Mädels aus Belgien und unter uns ein noch friedlich vor sich hin schnarchender Schweizer. Ich hab sie also überlebt, die erste Nacht auf dem Broomstick. Meine Freude hält sich allerdings schwer in Grenzen, vor allem als ich einen ersten Blick aus der Luke werfe. Der Himmel ist immer noch bewölkt und der Wind läuft langsam aber sicher auch wieder zur Höchstform auf. All das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Tom den Motor anwirft und Micco den australischen Sport-Segler bereits wieder voll in der Hand hat und Kurs auf den schönsten Fleck der Whitsunday Islands nimmt: Whitehaven Beach!
Bevor ich mir allerdings Gedanken darüber machen kann, ob bei dem Wetter "white" nicht eher "grey" sein wird und die als paradiesische Oase angekündigte Insel nicht doch mehr eine Sumpf-Landschaft, beschäftige ich mich erst mal mit den Geräuschen, die ich aus meiner Magengegend vernehme. Irgendwie dreht sich alles, das ist schon mal schlecht...und das dann auch noch in die falsche Richtung. An Frühstück ist also nicht zu denken, nun ja, je nachdem, ob man eine der homöopathischen Ginger-Pills als vollwertige Mahlzeit ansehen möchte oder nicht. Die kleinen Helferlein gegen Seekrankheit mögen zwar psychologisch ganz wertvoll sein, aber ganz ehrlich, da hätt ich mir genauso gut eine Packung Smarties einschießen können. Ja, meiner Meinung nach kann man Homöopathie durchaus als unterlassene Hilfeleistung bezeichnen, aber für den Moment war nun mal nichts anderes greifbar. Ich musste also auf chemische Unterstützung verzichten und habe mich erst mal aus der engen Koje heraus montiert, um den wackeligen Weg Richtung Deck anzutreten. LUFT, ich wollte so schnell wie möglich an die FRISCHE LUFT...wobei sich die Sache mit der Frische dank des Regenmantel-Aromas schnell erledigt hatte. Da saß ich dann also...müde, blass und schweigend...SCHWEIGEND!! ICH!! Kein gutes Zeichen, gaaaar kein gutes Zeichen! Gott sei Dank war Mateja halbwegs fit...na gut, irgendwie müssen sich die 5 Jahre Altersunterschied ja bemerkbar machen :-)

Im Puck-die-Stubenfliege-Style kommt sie mit ihrer Sonnenbrille und einer Plastik-Tasse gefüllt mit Kamillentee nach oben und gesellt sich zu mir. Und so tuckern wir eine Zeit lang übers offene Meer, bis wir irgendwann - tatsächlich ohne Regenwasser-Begleitung - auf der anderen Seite des Whitehavens vor Anker gehen. Bewaffnet mit DigiCam, Handtüchern, einem Sack voller Flip Flops und voller Vorfreude auf festen Boden unter unseren Füßen werden wir etappenweise zu Scotty ins Schlauchboot verfrachtet und in feinster Jack-Sparrow-Manier zum Festland transportiert. Tom begleitet uns anschließend - zumindest bis zur Hälfte - auf unserem abenteuerlichen Bush-Walk durch ein kleines tropisches Wäldchen, das uns auf der anderen Seite einen atemberaubenden Blick auf den einzigartigen, traumhaften Whitehaven Beach gewähren soll. 



Nun ja, wir sind also auf der einen Seite bei Wind und Wolken rein in die Botanik und auf der anderen Seite bei strömendem Regen wieder raus. Wir waren bis auf die Knochen durchnässt, bevor wir auch nur in der Nähe des Traumstrandes waren. "Traum" ist überhaupt ein sehr weitläufiger Begriff...gibt ja nicht nur schöne Träume, gibt ja auch Albträume *seufz*
Wir stellen uns also unter ein paar mehr oder weniger Schutz spendende Bäume und warten...warten...warten auf eine klitze kleine Regenpause. Und tatsächlich werden wir dann für ein oder zwei Stunden vom Wettergott verschont und versuchen unser Möglichstes, uns einen blauen Himmel und türkisblaues Wasser vorzustellen. 



POSITIV DENKEN, hilft ja alles nichts. Man darf nicht alles so schwarz sehen...auch wenn der Himmel zu dem Zeitpunkt Gegenteiliges zum Ausdruck brachte. Immerhin...wir waren alle noch am Leben...keiner wurde vom Blitz getroffen...alles wunderbar! Und schöne Postkarten-Fotos vom schönsten Strand am Great Barrier Reef hat ja wohl wirklich JEDER! Aber wir...ja, WIR haben Geschichten zu erzählen!! :-P
Während tausende und abertausende Touristen dort schon in der Sonne lagen, gings bei uns eher in die Richtung Überlebenstraining!
Vor allem aber sind wir alle um eine Erkenntnis reicher: nur weil die Sonne nicht zu sehen ist, heißt das nicht, dass sie nicht da ist! Ja, auch wenn der Himmel schwarz war, war das Echo unserer Haut dann doch eher in Rot gehalten *g*
Anyway, irgendwann hatten wir dann alle genug und machten uns auf den Weg zurück zur anderen Seite, wo Tom mit Kaffee und Kuchen auf uns wartete. Um zu diesem schwer verdienten Koffein-Schub zu gelangen, mussten wir aber erst wieder zu Scotty ins Schlauchboot, das in der Zwischenzeit so ziemlich den Geist aufgegeben hatte. Ja, auch so ein Motor hat irgendwann die Schnauze voll!
Mateja und ich hatten das große Glück bei der ersten Boots-Ladung dabei zu sein...der Boots-Ladung, die den Broomstick ungefähr 20 Sekunden vor dem nächsten Wolkenbruch erreichte...langsam und mit ächzendem, röchelndem Motor...in einem Gummi-Boot, in dem uns das Salzwasser schon bis zu den Knien stand.
Die anderen hatten da weniger Glück und kamen Ewigkeiten später wieder am Broomstick an, wo die Stimmung trotz einer feinen Selektion an Kalorienbomben an Deck unter den Regenplanen einfach nicht mehr zu heben war.
Skipper Micco sah zu diesem Zeitpunkt nur noch eine einzige Möglichkeit, um eine Meuterei zu verhindern: Come on guys, let´s make the best of it, let´s go sailing!!
Nun denn, geh ma segeln...warum auch nicht...uns wars wurscht! Die meisten von uns haben da bereits auf die Regenmäntel verzichtet, hat ja irgendwie ohnehin nix gebracht...und es gab kein Kleidungsstück an Bord, das noch nicht bis in die Poren durchnässt war. Nachdem wir also auch die letzten Mannschafts-Kollegen davon abgehalten haben sich der Schönwetter-Aussichtslosigkeit wegen auf die "Low-Side" des Bootes zu setzen, wurden die Segel gehisst und wir wetterten über die größten Wellen, die ich abseits des George-Clooney-Films "The Perfect Storm" jeeeeemals gesehen hab. Ich war mir ganz sicher, dass sich der Ozean jeden Moment auftut und uns samt Broomstick mit einem Happs verschluckt...wie ein Schoko-Bon...
Aber ganz offensichtlich haben wir auch diesen Trip überlebt. Uns brannte nur eine einzige Frage auf den Lippen: wie zur Hölle stellen sich die Typen die angekündigte Schnorchelei vor?? Bei DEM Wellengang?!
Wie auch immer, mich tangiert diese Problematik nur peripher...mich bringt hier sowieso kein Mensch ins Wasser, NO WAY!
Einige Zeit später gehen wir tatsächlich vor Anker, in einer Bucht, in der sich die Wellen in Grenzen halten. Und was tun meine wahnsinnigen Board-Kollegen? Werfen sich doch wirklich alle samt in ihre Wetsuits, krallen sich Taucherbrille und Schnorchel und lassen sich von Tom aus dem Schlauchboot schubsen...einer nach dem anderen! So lange bis tatsächlich nur noch ich übrig war...und ein Mädchen, das nicht schwimmen konnte (KEIN WITZ!!). Ich für meinen Teil bin mit Tom gemütlich im Schlauchboot gesessen und hab aus sicherer Entfernung beobachtet, welches Meeresgetier sich durch strampelndes menschliches Fleisch so anlocken lässt. Und der Tom, ihr Lieben, der kennt sich aus, das sag ich euch! Als erfahrener Kiwi, der sich inzwischen als Tauchprofi auf australischem (Meeres)Boden tummelt, weiß er natürlich ganz genau wo und wie er die rrrrrichtig dicken Fische an Land zieht...oder naja, zumindest so, dass man ihnen mal dezent übers Köpfchen streicheln kann. Und so machte ich an diesem Nachmittag Bekanntschaft mit Elvis, einem ca. 20 Jahre alten Königs-Papageien-Fisch...rrrrriesengroß der Kollege, sehr sympathisch und sichtlich dankbar für die beträchtlichen Mengen an Weißbrot, die wir ihm entgegengeworfen haben!

Ich bin mir ganz sicher, Elvis hat mir zwischendurch zugezwinkert und wollte mir damit etwas sagen wie: Conny, hab keine Angst, wirf dich in deinen sexy Wetsuit, ich bin sicher, der steht dir ausgezeichnet...und dann sieh dir an, was es hier unten so alles zu sehen gibt! :-)
Jedenfalls war ich motiviert genug mich später am Nachmittag, beim zweiten Schnorchel-Durchgang, todesmutig in die Fluten zu stürzen und mir anzusehen, was Elvis´ Welt so zu bieten hat...und ich muss sagen: SCHÖN WARS! Hier ein Nemo, da ein Nemo und alle möglichen und unmöglichen bunten Meeresgetiere, die gerne mal den Weg zwischen mir, Mateja und einer ganzen Menge Quallen kreuzten. Ja, jetzt wissen wirs, die Wetsuits sind also nicht nur wegen der Aerodynamik gaaanz wichtig :-)



In den frühen Abendstunden wurden wir von Scotty wieder kulinarisch verwöhnt, diesmal selbst gemachten Nachos und Steaks direkt vom BBQ-Heck des Broomsticks. Ein klein wenig haben wir uns dann noch mit unseren Landsleuten unterhalten, um uns anschließend wieder in unsere Koje zurück zu ziehen und einer erneuten Konfrontation mit der irischen Party-Meute zu entgehen. Die Nacht verlief genau wie die Nacht zuvor...nur dass mir diesmal niemand mehr oder weniger direkt vor die Nase gepinkelt hat! Ich denke, ich bin diesmal sogar auf ganze 3 oder 4 Stunden Schlaf gekommen und hab mich vom knarrenden Holz und den peitschenden Wellen nicht mehr ganz so aus der Ruhe bringen lassen, wie in den ersten 24 Stunden dieses Segel-Abenteuers.

Mittwoch, 7.30 Uhr Tagwache. Wer möchte raten, wie das Wetter war? Richtig...ÜBERRASCHENDERWEISE war der Himmel grau und bewölkt und das Spielchen ging wieder von vorne los! Der eigentlich geplante Tauchkurs fiel buchstäblich ins Wasser, da das Taucher-Boot aufgrund des Wellengangs nicht in der Lage war zu uns rauszufahren! Klingt komisch, ist aber so!
Nicht mal Schnorcheln war noch möglich...
Und wir alle wollten nur noch eins: zurück nach Airlie Beach!
Schließlich und endlich, ungefähr 2 Stunden vor Ankunft im Hafen, konnten wir blaue Flecken erkennen...und zwar nicht nur auf Armen und Beinen, sondern tatsächlich auch am Himmel! Die Wolken machten Platz für die Sonne und so haben wir zumindest kurz geschafft, es uns im Bikini und ganz ohne Regenmantel auf der "High-Side" gemütlich zu machen und damit dem Ende unserer Tour entgegen zu segeln.



Die Betonung liegt allerdings auch hier auf dem Wort "kurz", da uns der nächste Wolkenbruch noch einholte BEVOR wir den rettenden Hafen erreichten. Ich denke aber nicht, dass das noch irgendjemanden überrascht hat!

Zu guter letzt haben wir den Rest des Tages im Village Café in Airlie Beach verbracht...Zeitung gelesen...den strömenden Regen zur Abwechslung aus dem Trockenen beobachtet und auf unseren Airport-Shuttle gewartet. Und dann endlich hinein ins rettende Flugzeug...oooh ja, Luft ist ja ein so viel sympathischeres Element als Wasser...und ab zurück an die SUNSHINE COAST, die wir dann am liebsten nicht mehr so schnell verlassen hätten...

...aber wer will schon zurück nach Österreich ohne die Fijis und Neuseeland gesehen zu haben?! ;-)

STAY TUNED!





Mittwoch, 20. Januar 2010

The Broomstick-Adventure...Whitsunday Islands Part II

Montag, 13.00 Uhr Airlie Beach...die Frisur hält GANZ UND GAR NICHT! Es schüttet aus Eimern und das Dunkelgrau, in das der sonst so blaue Himmel gehüllt war, konnte man durchaus schon als "anthrazit" bezeichnen. Das einzig positive an dieser Situation war die Tatsache, dass sich sämtliche Leute auf engstem Raum in der Busstation zusammendrängen mussten und wir so bereits in Airlie Beach einige Leute kennen lernten, die uns in den nächsten Tagen auf hoher See begleiten würden. Darunter Markus und Birgit - wie es der Zufall so will - ein sympathisches Ehepaar aus Tirol :-)
Wie wir den Smalltalk begonnen haben? Nun ja, wir haben übers Wetter gesprochen und unsere Hoffnung auf Besserung zum Ausdruck gebracht. POSITIV DENKEN heißt die Devise..."es wird schon noch aufreißen" *seufz*



Kurz vor 14.00 Uhr kommen wir am Hafen an und versammeln uns zum "Briefing". Ja, besondere Wetterlagen verlangen eben nach besonderen Sicherheitsvorkehrungen...
Ausgestattet mit Wetsuits, die zu diesem Zeitpunkt allerdings noch trocken waren, wurde uns noch an Land die Crew vorgestellt, in deren Hände wir unser Leben legen...und zwar für ganze 3 Tage und 2 Nächte: der Skipper Micco und die beiden Deckies Scotty und Tom.


Ja, besonders Tom hat bereits bei seinem ersten Erscheinen einen äußerst sympathischen Eindruck gemacht *g*...mag daran liegen, dass er ein Kiwi ist...groß, blond, muskulös und ein unübersehbares Tattoo der neuseeländischen Landkarte auf der linken Längsseite seines gestählten Oberkörpers *schmacht*
Diese Information hab ich übrigens gegenüber meiner australischen Freunde vorsichtshalber nicht erwähnt...erstens müssen die ja nicht alles wissen...und zweitens ist das mit Kiwis und Aussies so eine Sache...wie mit Amis und Kanadiern...oder uns und unseren deutschen Nachbarn *räusper* An dieser Stelle: ganz liebe Grüße über die Grenze hinüber! Oh ihr meine deutschen Freunde, ich liebe euch aus der Tiefe meines österreichischen Herzens. Und Deutschland oder Österreich, is doch Jacke wie Hose, ne? :-P
So, zurück zur feucht-fröhlichen Whitsunday-Angelegenheit: nachdem wir nun also wussten, mit wem wir´s die nächsten Tage zu tun haben werden, hieß es RAUS AUS DEN SCHUHEN, REIN INS VERGNÜGEN, RAUF AUF DEN BROOMSTICK! Für alle, die noch nicht das Vergnügen hatten ein wenig Zeit auf einem Sport-Segelboot zu verbringen sei gesagt, dass Grip - neben einer Packung sea-sick-pills - eine der wichtigsten Voraussetzungen ist, um zu überleben. Da Flip-Flops diese Anforderungen so gar nicht erfüllen, werden sie kurzerhand in einen riesengroßen Sack gesteckt und irgendwo tief in der Kajüte verstaut. Und damit heißt es dann "welcome aboard, everybody" und mehr als 20 Leute aller Nationalitäten drängeln sich in die Küche unseres wackeligen neuen Zuhauses, um gespannt dem Sicherheits- und Hygiene-Briefing von unserem gesprächigsten Deckie Scotty aka. Jack Sparrow zu lauschen.
Hier die Highlights kurz zusammen gefasst:
1) NO SHOES ON BOARD
2) NO BANANAS ON BOARD (Die Schalen sind gemeingefährlich, wenn sie irgendwo anders als im Müll landen)
3) NO 30-SECOND-DJ´s (soll heißen: ja, ihr dürft gerne eure iPods anschließen und uns mit internationalen Klängen erfreuen, wer sich allerdings nicht für einen Titel entscheiden kann und selbigen alle 30 Sekunden ändert WIRD GANZ SCHNELL ZU FISCHFUTTER!)
4) NO JAMES BLUNT ON THIS BOAT (wer diese Regel nicht versteht, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen *g*)
5) FOOD ON DECK ONLY (Brekky, Lunch oder Dinner wird UNABHÄNGIG VON DER WETTERLAGE AUSSCHLIESSLICH AN DECK eingenommen! Klingt in der Theorie ja ganz einleuchtend, aber in der Praxis...egal, dazu später *seufz*)
6) NO SPEEDO´s (=französische/europäische Männer-Bademode *gg*)
7) NO WET PEOPLE (DIESER Anforderung konnte auf dem Trip aber nun wirklich keiner gerecht werden!)



Nachdem wir dann auch noch in den Genuss einer detaillierten Beschreibung dessen kamen, was mit einer Segelboot-Toilette passiert, wenn diese nicht ordnungsgemäß benutzt wird, waren auch die abgebrühtesten Kollegen einigermaßen eingeschüchtert, was offenbar das Zeichen für unseren Skipper war die Leinen loszumachen und uns durch Wind und Regen hinaus aufs offene Meer zu manövrieren. 
Zu guter letzt wurden dann noch die Schlafkojen verteilt und Mateja und ich konnten es uns in einer mehr oder weniger - eher weniger - kuscheligen Pärchen-Koje direkt neben der Bordküche gemütlich machen.
Tja, da standen wir also. Unter uns Wasser, über uns Wasser und vor uns ein Deckie, der offenbar seinen Spaß mit unserem skeptisch-verängstigten Gesichtsausdruck hatte. Und dann das unvermeidliche...lautstark macht sich unser Skipper an Deck bemerkbar. Mit den Worten "Let´s go sailing, guys" schnappten wir uns allesamt jeweils einen der wahrscheinlich hässlichsten und stinkendsten gelben Regenmäntel, den die Seefahrt je gesehen hat und begaben uns im Gänsemarsch an Deck...nicht ahnend, was uns in den nächsten Minuten bevor steht.


Ich persönlich war wirklich sehr dankbar für die kurze aber lebensrettende Einführung in die Welt des Segelns, die da lautete: HIGH SIDE --> RIGHT SIDE, LOW SIDE --> SUICIDE!
Nun ja, ich denke, das spricht für sich selbst...
Und ich für meinen Teil hab mich - nachdem es uns freigestellt wurde - dann doch für die "Hohe Seite" der in Anbetracht der Größe des Ozeans gar nicht mehr so groß erscheinenden Nussschale namens Broomstick entschieden.
Und da saßen wir, aufgefädelt wie auf einer Hühnerleiter: ohne Schuhe und mit mehr als dürftigen Outfits unter gelbem Gummi, der so gut es ging über Kopf und Körper zusammengebunden wurde, während die nackten Beine über die Reling hingen und sich zitternde Hände an ein paar dünnen Drahtgespannen festhielten.
Wetterlage: nass, nasser, Monsun.
Als die Segel dann gesetzt waren und das schnittige Race-Sailing-Boat von den ersten Böen erfasst wurde, war ich kurzzeitig nicht mehr ganz sicher, ob das Wasser in meinem Gesicht von oben oder unten kam und in dem Moment wurde mir auch klar, was es mit der Redewendung "Low Side --> Suicide" auf sich hatte! Du drehst dich nämlich nicht um und siehst HINÜBER auf die andere Seite, NEIN, du siehst HINUNTER...tiiiiief hinunter...wo der Teil des Bootes, an dem du vor weniger als einer Stunde erst noch gemütlich an Bord geklettert bist, plötzlich irgendwie mehr unter Wasser hängt als auch nur ansatzweise in der Waagrechten, wo er meines Erachtens eher hingehört!
Anyway, nach gut einer Stunde war die gesamte Besatzung bis auf die Knochen durchnässt...in unseren Augen kein Funke von Hoffnung auf Wetterbesserung mehr erkennbar...da war nur noch eines: das Bedürfnis nach Essen, Tabak, Bier und die eine oder andere Tablette, die dafür sorgen sollte alles soeben Aufgezählte auch im Körper zu behalten.
Die Segel werden also eingeholt, wir erreichen wenig später eine kleine Bucht, die bei Schönwetter bestimmt von idyllischer Anmutung gewesen wäre, Tom wirft den Anker und Scotty ist schon mal in der Küche zugange und bereitet chicken & veggies vor, während sich die Mannschaft von den ekelerregenden gelben Outfits befreit und verzweifelt versucht trocken zu legen, was den Anschein macht niemals wieder trocken gelegt werden zu können. Und siehe da, irgendwie schaffen es auch Mateja und ich noch irgendwie in halbwegs trockene Bekleidung zu schlüpfen und uns einigermaßen wie menschliche Wesen zu fühlen, auch wenn ich zu dem Zeitpunkt nicht sicher war nicht doch schon Ansätze von Schwimmhäuten zwischen meinen Fingern und Zehen zu erkennen.
In dem Moment haben wir diesem Thema allerdings erst mal keine Beachtung mehr geschenkt und stattdessen versucht uns aufs Wesentliche zu konzentrieren: das Abendessen. Alles was Scotty vor unseren Augen in der Bord-Küche - wie auch immer dieser Ort in Segel-Fachkreisen bezeichnet wird - fabrizierte, war bereits ein Augenschmaus und ließ uns bereits eine Flut (welch passendes Wortspiel *g*) an Geschmackssensationen erahnen. Das Wasser lief also zur Abwechslung im Mund zusammen *gg*.
Was wir vor lauter Vorfreude auf das erste Broomstick-Dinner allerdings völlig vergaßen, war Segel-Regel Nummer 5. Wir erinnern uns: FOOD ON DECK ONLY!
Und wir erinnern uns weiter an die Wetterlage, die sich immer noch mit folgenden Worten beschreiben ließ: Sturm, Wellen, Wolken, Regen und keine Aussicht auf Besserung.
Aussicht auf ein Entgegenkommen der Broomstick-Crew? FEHLANZEIGE! Wir hatten die Wahl: entweder wieder rein in unser allseits geliebtes, sonnengelbes (welch Ironie) Regen-Outfit oder KEIN ABENDESSEN! Bei aller Angst, die mir das Element Wasser auch einflößt...auf mein Abendessen verzichte ich beim besten Willen nicht!! Nun denn, rein in das stinkende Gummi-Ding und hoch an Deck, wo sich mehr als 20 mäßig enthusiastische Passagiere unter zwei Planen zur gemeinsamen Nahrungsaufnahme einfanden. Ich könnte jetzt natürlich erwähnen, wie ungemütlich es war mit nassem Regenmantel auf dem nassen Deck zu sitzen und zu versuchen, sich nicht von in den Nacken tropfendem Regenwasser die Stimmung vermiesen zu lassen...aber alles was ich an dieser Stelle unbedingt positiv anmerken wollte: man kann gegen Scotty sagen was man will, aber kochen kann er :-)

Glaubt es, oder nicht, aber offenbar war der Wettergott angesichts der kulinarischen Highlights auf unserem Boot besänftigt und es hörte tatsächlich auf zu regnen. Einem entspannten ersten Abend unter dem australischen Sternenhimmel konnte nun also nichts mehr im Weg stehen. Mateja und ich fanden uns kurze Zeit später inmitten einer irischen Gruppe, für deren nähere Beschreibung ich bewusst, ohne Rechtschreibfehler, dafür aber mit voller Absicht nationalitätsbezogen ein zweites "R" zum Einsatz bringen werde. Natürlich gebe ich mir die größte Mühe gewisse geistige und körperliche "Zustände" so anständig, stil- und niveauvoll wie möglich zu schildern...ich komme allerdings nicht umhin die Neigung besagter Personen zu Alkohol und geisteserweiternden - wenn auch naturbelassenen - Rauschmitteln schlichtweg als Sauf- und Kiffer-Gelage zu bezeichnen. Ich bin ja grundsätzlich ein sehr umgänglicher Mensch...leben und leben lassen...no worries, no dramas...jedem das Seine. Wenn ich allerdings völlig entspannt den Wellen lausche und meinen Blick in Australiens Sternenhimmel auf der Suche nach der einen oder anderen Schnuppe schweifen lasse, werde ich ungern von einem Irren gestört, der versucht mir auf höchst philosophische Art und Weise die Unterschiede zwischen britischem Soccer und Australian Rules Football näher zu bringen. Da man so ein Boot in einer Situation wie dieser aber nur schwer bis gar nicht verlassen kann...zumindest nicht, ohne sich ernsthaft in Lebensgefahr zu begeben...bleiben nicht viele Möglichkeiten zu entkommen. Mateja und ich entschließen uns also dazu den Abend zu beenden und uns Richtung Koje zu begeben. Zum Klang der rauschenden Wellen lässt es sich ja bestimmt wunderbar einschlafen.
Tja, ich bin sicher, dass das mit dem Einschlafen prinzipiell hätte funktionieren können...an einem anderen Tag, auf einem anderen Boot! Nicht jedoch mit den folgenden uns vorliegenden Gegebenheiten:
1) Je tiefer und dunkler die Nacht, desto schlechter das Wetter. Nachdem der erste Sturm noch keine 3 Stunden her war, ließ auch der nächste nicht mehr lange auf sich warten. Das Pfeifen zwischen den Segelmasten, das Schaukeln des Bootes, das Krachen der Wellen, die im Sekundentakt am Broomstick brachen und der Angstschweiß, der mir langsam aber sicher auf der Stirn stand und mich kein Auge zumachen ließ. Ich wollte nicht schlafen, ich wollte einfach nur überleben!
(ich habe einen Hang Dinge zu dramatisieren: JA...aber wer mich und meine durchaus angeknackste Beziehung zum Element Wasser kennt, kann sich ansatzweise vorstellen, welche Ängste ich in dieser Nacht ausgestanden habe!)
2) Sturzbesoffene Ir(r)e(n)
Wäre ich in der Lage gewesen zumindest ein Auge zuzutun, wäre ich in dieser Nacht zumindest nur halb so viel in den Genuss folgenden Ir(r)sinns gekommen: Irgendwann gegen 2 oder 3 Uhr nachts entschließen sich aufgrund der Wetterlage endlich auch die irischen Party-Piraten dazu das Deck zu räumen. In der Kajüte ist es stockdunkel, ich kann nur die Silhouetten der Genossen erkennen, die sich beim Herantasten an den eigenen Schlafplatz die größte Mühe geben nicht über die eigenen Füße zu fallen. Irgendwann kehrt Stille ein und ich versuche die Wellen zu ignorieren und endlich einzuschlafen. Doch was ist das? Eine schwarze Gestalt stolpert aus der Eck-Kajüte heraus in die Küche, neben der Mateja und ich vermeintlich friedlich vor uns hinschlummern. Erst höre ich ein Tropfen, dann ein Plätschern...ja und dann wird mir bewusst, dass der völlig zugekiffte irische Sport-Philosoph tatsächlich die Toilette um einige Meter verfehlt hat und den Inhalt seiner Blase ungeniert im Küchen-Mülleimer zurück lässt. Doch das war noch nicht alles. Mit dieser Aktion haben sich dann wohl auch noch die letzten Reste seiner Gehirnzellen verabschiedet. Er konnte sich nämlich nicht mehr an den Weg erinnern, der ihn zurück in seine Koje führen sollte. Aus welchem Grund auch immer: er entschied sich für die andere Ecke...tja...blöd...denn die andere Eck-Koje gehört ganz allein der Broomstick-Crew. Ich höre Schritte...höre eine Tür...ahne Schreckliches, muss aber dennoch zugeben, dass ich mich ein klein wenig auf das gefreut habe, was sich bereits in den ersten Sekunden abzeichnete...Knarren, Quietschen...dann geht das Licht an und ich höre Scotty´s engelsgleiche Stimme "WHAT THE FUCK ARE YOU DOIN´ IN HERE, DUDE?!"

Lange Rede, kurzer Sinn...die erste Nacht war lang, kalt und schlaflos.

Doch ein neuer Morgen bringt neue Hoffnung...und die stirbt ja bekanntlich zuletzt.

...TO BE CONTINUED!

Freitag, 1. Januar 2010

Exam Break on the Wet...ääh Whitsunday Islands - Part I

7.11.2009: Was tut man in Australien, um dem Ruf eines "ordentlichen" Auslandsstudenten gerecht zu werden? RICHTIG, man verbringt die eine Woche EXAM BREAK garantiert nicht mit Lernen, sondern nutzt diese wertvollen Uni-freien Tage, um dieses wunderbare Land weiter zu erkunden. Gesagt, getan! Wo also sollen wir hin, um uns für die allerletzten absolvierten Lectures und Tutorials zu belohnen? Sydney, Melbourne, die Great Ocean Road, das Outback...alles schon erledigt...was also gibt es da noch, das man in einem Atemzug mit der Oper, den Twelve Apostels und dem Ayers Rock nennt? Darauf gibt es tatsächlich nicht nur eine Antwort, aber in diesem Fall spreche ich vom GREAT BARRIER REEF...Schnorcheln im Pazifischen Ozean, Segeln, Tauchkurse und endlos weite weiße Strände auf den Whitsunday Islands. Das lassen wir uns auf keinen Fall entgehen. Der Flug war gebucht, das Handgepäck wieder mal startklar...was braucht man schon für 4 Tage im Paradies? Bikini, Thongs (=Flip Flops, wir erinnern uns *g*), Sonnencreme, Reisepass und LOS!
Achja, ein wenig Cash wär wohl noch gut gewesen, aber nachdem ich mich bekanntlich nicht gerne um Geldangelegenheiten kümmere, habe ich auch diesmal verabsäumt rechtzeitig wieder Geld von meinem österreichischen Konto aufs australische zu überweisen...nun ja, verabsäumt hab ich es nicht wirklich, aber mein Zeitmanagement in solchen Belangen ist nicht das effizienteste...ich habe also die Übersee-Transferzeit nicht einkalkuliert und bin somit mit gezählten 10 australischen Cents, Mateja und ihren Spendierhosen los gezogen :-)
Angefangen vorübergehende Schulden zu machen habe ich bereits im Bus, wo ich nicht mehr als die besagte einsame Cent-Münze und meinen Studentenausweis zum Erwerb eines Tickets beitragen konnte.
Wie auch immer. Wir waren also wieder mal auf der Reise: 30 Minuten mit dem Bus zur Landsborough Train Station. Von dort dann mit dem Zug weiter Richtung Brisbane und schließlich mit dem Airport Train zum Domestic Terminal. Die Flughafenanreise hat damit fast 3 Mal so lang gedauert wie der eigentlich Flug. In nur 1,5 Stunden brachte uns JetStar mal wieder raus aus Brisbane...diesmal zum Proserpine Airport, wo wir kurze Zeit nach der Landung in einem 15 $ teuren Shuttle-Bus nach Airlie Beach saßen. Voller Vorfreude auf unser Hostel, das uns schon Wochen vorher von Studienkollegen empfohlen wurde, realisiere ich beim ersten Blick aus dem Fenster hinaus in die australische Dunkelheit, dass in diesem Gebiet entweder die Luftfeuchtigkeit erstaunlich hoch ist oder es tatsächlich gerade zu regnen beginnt. Naja, was solls, kein Grund zu Sorge...kann schon mal passieren, dass es über Nacht regnet, richtig? Irgendwie müssen Pflanzen ja wachsen...und ich hab irgendwann mal - vor laaaanger Zeit - gelernt, dass Sonnenlicht alleine wohl nicht ausreicht...Photosynthese heißt das, wenn ich mich recht erinnere. Egal, das hier soll ja kein Universum Spezial werden :-P
Jedenfalls habe ich mir auch immer noch keine Sorgen gemacht, als unser Shuttle-Driver meinte "Hey, that´s the first rain since april"...ich bin mir tatsächlich bis heute noch nicht sicher, ob das sein Ernst war oder lediglich ein kurzer Anflug von Sarkasmus...
Tja und so erreichten wir also endlich das "beaches", ein kleines feines Hostel in Downtown Airlie Beach. Wir retten uns durch den strömenden Regen hinein an die Rezeption. Mit einem Lächeln stelle ich mich vor, halte der freundlichen jungen Dame meinen Reisepass unter die Nase und erwähne außerdem gleich, dass ich gestern auch noch angerufen hätte, um unsere Reservierung zu bestätigen. Der Empfang war tatsächlich durchaus freundlich, allerdings gefolgt von minutenlangem Schweigen und einer Rezeptionistin, die verzweifelt in ihren Computer starrt und dazu noch ungefähr 3 Mal ganz genau nach unseren Namen fragt. Schließlich sieht sie mich an und meint: I´m sorry, but I have no reservation from you guys!
Äääääääh, Moment, Moment, das kann nicht sein...ich hab doch angerufen und äääääh...naja, auch egal, kann man nix machen...is ja auch wurscht, Mädel, gibst uns halt jetzt ein Zimmer! No worries, no dramas! Ganz so einfach wars dann aber doch nicht und ein bisschen "worried" war ich schon, als sie uns eröffnete, dass das Hostel für die nächsten Tage wohl ausgebucht wäre. Tja, was soll ich sagen...Mateja, ich und die australischen Hostels...immer wieder ein Erlebnis! Gott sei Dank sind aber auch wir beide nicht immer vom Pech verfolgt und waren mehr als erleichtert, als sich herausstellte, dass zwei andere Gäste nicht wie geplant aufgetaucht waren und wir somit das einzig freie Zimmer haben konnten, das noch zur Verfügung stand. Zu unserem Glück handelte es sich dabei um das luxuriöseste was das Hostel zu bieten hatte: ein Doppelzimmer mit eigenem Bad UND Fernseher! Und das bekamen wir noch dazu zum Preis des ursprünglich geplanten 4-Bett-Zimmers...juhuuuuuuuuu, JACKPOT! Jetzt kann der Kurzurlaub beginnen!


Wir laden also unser Zeug in unserm Luxus-Gemach ab und der erste Weg führt uns kurz darauf nach neben an...in die beaches travel agency, wo wir uns mit einem fröhlichen Lächeln zu Tracey setzen, die uns ganz bestimmt ein paar Infos über einige abenteuerliche Segel-Touren geben kann, die uns in den kommenden Tagen hinaus zum wunderschönen Great Barrier Reef und den sonnigen Whitsundays bringen können. Ich will ja an dieser Stelle nichts vorweg nehmen...aber wenn wir zu diesem Zeitpunkt auch nur ansatzweise geahnt hätten WIE abenteuerlich die nächsten Tage werden, hätten wir uns eventuell doch eher dazu entschlossen unseren Kurzurlaub schlicht und einfach in unserem flauschigen - und vor allem TROCKENEN - Hostel-Domizil zu verbringen.
Aber hey, hätten wir dieses wunderbare Tour-Büro tatsächlich verlassen ohne unsere Kreditkarten zum Einsatz zu bringen, hätt ich ja jetzt nicht das Vergnügen euch eine Story um die Ohren - bzw. Augen - zu hauen, die sich BUCHSTÄBLICH gewaschen hat ;-)
Es hat sich tatsächlich noch ein Boot für uns gefunden: Broomstick heißt das gute Stück, ein Sail-Racing-Boot der Spitzenklasse...zwei Tage, zwei Nächte und ein Diving-Intro um knapp $ 400,-...signed and sealed...morgen entspannen wir uns noch ein bisschen an Land und am Montag gehts los!
Um auf unsere erfolgreiche Buchung anzustoßen und einen kleinen abendlichen Snack zu uns zu nehmen, haben wir uns ins benachbarte Pub begeben, in dem die Stimmung gefährlich an das Wochenende an der Gold Coast erinnerte...soll heißen: betrunkene Studenten, Urlauber und Backpacker aus der ganzen Welt in Mitten einer Geräusch-Kulisse aus Party-Liedern, an denen wir uns in den letzten Monaten mehr als satt gehört haben. Nüchtern und unmotiviert sind wir schließlich die knapp 10 Meter zurück in unser Hostel gegangen, um dort in unserem Zimmer zu versuchen die Lautstärke der einen Steinwurf entfernten Mega-Boxen mit unserem Fernseher zu übertönen...erfolglos...genau wie der Versuch einzuschlafen, wenn man das Gefühl hat das Bett stünde mitten auf der Tanzfläche.
Nun ja, nachdem erstens Schlafen ohnehin überbewertet wird und wir zweitens am Sonntag mehr als genug Zeit zum Ausschlafen hatten, war das alles halb so wild. Irgendwann gegen Mittag sind wir dann tatsächlich aus dem Bett gekrochen. Erst haben wir die Buchung für unser Luxus-Zimmer um eine Nacht verlängert, um anschließend loszuziehen und zu sehen, was Airlie Beach bei Tag so alles zu bieten hat. Es hatte tatsächlich aufgehört zu regnen und den Wolken am Himmel haben wir zu diesem Zeitpunkt kaum Beachtung geschenkt. Wir sind also durch das kleine Städtchen spaziert, am Strand entlang, zum Yachthafen, haben viele wunderschöne Fotos geschossen und sind auch an diesem Abend wieder früh ins Bett gegangen, um am nächsten Tag erstens fit für das - wenn auch sperliche - gratis Frühstück im Hostel und - was viel wichtiger war - zweitens für unsere Segel-Tour zu sein, die am frühen Nachmittag Richtung GBR startete.





So, nun zum Wetter: in dieser Nacht haben wir nicht besonders ruhig geschlafen...und das lag nur zu einem kleinen Teil an der Studentenparty im Pub gegenüber, mehr jedoch an dem Sturm, der über Airlie Beach hinweg fegte. Grundsätzlich habe ich wirklich kein Problem einzuschlafen, wenn draußen ein Unwetter tobt. Wenn ich allerdings weiß, dass ich weniger als 12 Stunden später ein Segelboot besteigen werde, auf dem ich zwei Tage und zwei Nächte mitten im Pazifischen Ozean verbringe, dann macht mich der Gedanke an das Zusammenspiel von Wind und Wasser doch ein wenig unruhig.


Montag, 9.11.: 10.00 Uhr Vormittags Hostel Check-Out. Wetter: Die Niederschläge haben sich inzwischen von harmlosem Regen zu monsunartigen Güssen entwickelt...und Mateja und ich sitzen mit Zeitungen, Magazinen und jeweils einem Smoothie zur Nervenberuhigung in einem Café in Airlie Beach und warten entweder auf den rettenden Anruf des Tour-Büros, dass alle Touren aufgrund des miesen Wetters abgesagt werden...ooooder aber einfach darauf, dass uns ein Bus zum Hafen bringt und wir uns mit einem Rosenkranz und einer Packung seasick-pills bewaffnet tatsächlich auf den "Broomstick" begeben...



TO BE CONTINUED...

Donnerstag, 24. Dezember 2009

MERRY CHRISTMAS!!

Ho Ho Ho, hello everyone!!

Hier bin ich wieder, zurück in good old Austria...von 35 Grad zu -10. Man möge mir verzeihen, wenn ich an dieser Stelle auf allzu enthusiastische Kommentare verzichte. Ich möchte aber auch niemanden mit meiner Post-Australia-Depression quälen, zumindest nicht bevor meine Blog-Stories abgeschlossen sind...und da fehlt noch einiges: die Whitsunday Islands, die letzten BBQ´s und Partynächte an der Sunshine Coast, die Uni-Prüfungen, der turbulente Fiji-Aufenthalt und die absolut durchgeknallte Zeit, die ich diesmal ausnahmsweise ohne Mateja, in Neuseeland verbracht habe.
Ja, ihr dürft euch noch auf einiges gefasst machen!
So sitze ich hier, bei Minusgraden, schaue hinaus in den Schnee und versuche mir durch meine Schreiberei zumindest noch ein paar wenige Stunden zu bescheren, in denen ich mich zurück an meine Zeit am anderen Ende der Welt denken kann...
Apropos bescheren, wenn ich so aus dem Fenster und auf den Kalender sehe fällt mir ein: Ich wünsche allen Freunden, Familienmitgliedern und jenen, die´s noch werden wollen FROHE WEIHNACHTEN, erholsame Feiertage, einen guten Rutsch in ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2010 und was das Wichtigste ist: Ich freue mich sehr auf ein Wiedersehen...wann immer ihr Zeit und Lust habt mit mir auf ein Bierchen zu gehen: feel free to give me a call 0043 699 1133 9838.
Ahja und um mein Überleben für die nächsten Monate zu sichern: ich bin dankbar für alle möglichen - und unmöglich erscheinenden - Jobmöglichkeiten, die euch evtl so zu Ohren oder in die Quere kommen...vorbei ists mit dem süßen Leben...zurück in die Sklaverei heißt die Devise.

Uuuund noch etwas: habe ich mich eigentlich schon bedankt? Ich glaube, es wird Zeit euch alle wissen zu lassen, dass ich mich sehr über euer Feedback, die Kommentare und die netten Nachrichten gefreut habe, die mich in den letzten Wochen und Monaten als Echo zu meinen Bloggereien erreicht haben. Und nur mal so zur Info: Ja, ich verfüge tatsächlich über eine blühende Phantasie, ich neige auch ab und an zu Übertreibungen, aber ALLES, was in diesem Blog geschrieben steht ist tatsächlich ganz genau so passiert...die Wahrheit und nichts als die Wahrheit!!
Ich hoffe also ihr bleibt mir auch in Zukunft treu...meine Geschichten haben kein Ende...noch lange nicht...always live life to the max...no matter where you are...Australien, Neuseeland, Fijis oder Österreich :-P

In diesem Sinne: alles Gute euch allen!!

MERRY X-MAS!



Cheers,
Conny

Donnerstag, 12. November 2009

Goldcoast: Halloween at Surfers Paradise

Freitagabend auf dem Heimweg von Woolies. Das vorletzte Assignment ist abgegeben, die letzte Deadline lässt noch ein paar Tage auf sich warten...was also tun...mit dem freien Wochenende? Spontan wie wir eben sind haben Mateja und ich kurzerhand beschlossen einen Trip an die benachbarte Gold Coast in Angriff zu nehmen. Viel Zeit für derartige Ausflüge bleibt uns ohnehin nicht mehr...mal ganz abgesehen davon, dass sich die finanzielle Lage auch schon langsam zuspitzt. Ab und an vernehme ich ein Seufzen, ein tiefes, verzweifeltes, erschöpftes Seufzen...und ich bin ganz sicher, es kommt aus meiner Geldbörse. Es ist die kleine feine Plastikkarte, die so viel Freude in meinem Leben, aber auch so viele Sorgenfalten auf meiner Stirn - und der meines Bank-Beraters - hinterlässt! Wie auch immer, solange mir das Meister-Kärtchen nicht in einem der unzähligen Surfer-Shops entrissen und in tausend Einzelteile zerschnitten wird, mach ich weiter wie gewohnt...Conny Cash-Credit-or-Savings Ertl...wie immer auf der Jagd nach allem, was massive Übergepäckskosten verursachen wird. Naja, ich bin sicher, dass sich auch das mit einem Knopfdruck und einer Unterschrift erledigen lässt...wunderbare Plastikwelt :-)
Das alles soll aber natürlich nicht heißen, dass unsere spontanen Ausflugsplanungen nicht durchaus gefinkelte, ausgeklügelte und raffinierte Sparmaßnahmen beinhalten! Kombiniert mit den richtigen Connections ergibt das zumeist ein gar sensationelles Preis-Leistungs-Verhältnis. Mateja und ich sind in der glücklichen Lage mit Ben zusammen zu wohnen...Benjamin John Fisher...durch und durch australisch: in Adelaide geboren, in Darwin aufgewachsen, Student an der USC in Queensland, seine Blutgruppe: Coopers (Bier), das genau so "AUSTRALIAN MADE" ist wie das gleichnamige Tattoo auf seinem Oberarm. Wie auch immer...Ben arbeitet jedenfalls samstags und montags bei Thrifty, einer Autovermietungs-Firma...TOUCHÉ :-))))
Wir Mädels haben also mal wieder all unseren Charme spielen lassen und sind schließlich mit Bikini und internationalem Führerschein im Gepäck am Samstag um 7.30 Uhr mit Ben Richtung Thrifty Office Maroochydore gefahren, wo ich kurze Zeit und eine Unterschrift später den Schlüssel für einen knallroten Hyundai Getz in Händen hielt. Wieviel - bzw. wie wenig - uns dieser Spaß für ein Wochenende gekostet hat, lasse ich an dieser Stelle unerwähnt...am Ende würde noch jemand die Qualität dieses wunderbaren Autos in Frage stellen, und das will ich auf jeden Fall vermeiden :-P



Der kleine Hyundai Flitzer war wirklich ok, naja, mal ganz abgesehen davon, dass sich das Lenkrad, der Schaltknüppel und überhaupt alles irgendwie auf der falschen Seite befindet...aber wenn man erst mal zwei oder drei Kreuzungen hinter sich hat, gewöhnt man sich auch als Europäer schnell daran beim Blinken dann doch den Blinker an Stelle des Scheibenwischers zu verwenden *g*
Sonnenbrille, iPod und GPS: das Rezept für einen gelungenen Road-Trip! Mit meiner Sonnenbrille bin ich wirklich zufrieden, auch der iPod macht mich glücklich...über das GPS lässt sich allerdings streiten! Eine deutsche Frauenstimme, die uns nicht den Motorway entlang Richtung Gold Coast geführt hat...NEIN...zur Abwechslung einfach mal direkt durch Downtown Brisbane. Warum auch nicht? Ist ja schließlich schon Monate her, seit ich in den Genuss einer zünftigen City-Rush-Hour gekommen bin. Warum hör ich auch auf eine Deutsche? *g*
Wie auch immer, so hatten Mateja und ich jedenfalls nochmals eine ausgiebige Sightseeing Tour durch Brisbane :-)




Nach knapp 2,5 Stunden Autofahrt erreichen wir endlich unser Ziel: Surfers Paradise...das Miami Australiens! Blauer Himmel, Sonnenschein, Strand, Meer, Wellen, Surfer, Sixpacks, Hotels, Shopping Boulevards, Bars, Clubs...und zwei Wiener Mädels: mittendrin statt nur dabei!


Unterkunft hatten wir zwar noch keine, wir wollten aber auch nichts überstürzen...kann ja nicht so schwer sein an einem Traumwetter-Wochenende zu Halloween ein Zimmer irgendwo in Surfers Paradise zu finden...hehehehehe...legen wir uns also erst mal an den Strand...no worries, no dramas, just relaxxxx!




Ich schmiere mir also ausgiebig Sonnencreme auf jede Stelle meines Luxuskörpers...naja...fast jede. Wie sich ein paar Stunden später heraus stellt, hab ich zwei Hotspots ausgelassen: meine Kniekehlen. Für alle, die sich ein schadenfrohes Grinsen jetzt nicht verkneifen können: keine Panik, ist absolut berechtigt. Abgesehen von der Tatsache, dass ein derartiger Sonnenbrand wahnsinnig schmerzhaft ist, sieht er nämlich wirklich auch unglaublich bescheuert aus!
Hat sich übrigens schon mal jemand gefragt, wie man Kniekehle wohl ins Englische übersetzt? Die Antwort: es gibt tatsächlich kein eigenes Wort dafür...ein SKANDAL!! Wenn diese Körperteile in der Lage sind derartige Schmerzen zu verursachen, auf die Sonne also eine nicht unwesentliche Anziehungskraft ausüben, dann verdienen sie wohl in JEDER Sprache ein eigenes Wort, oder seh ich das falsch? Egal...ich philosophiere hier lediglich ein bisschen vor mich hin, werde damit aber wohl kaum die englische Sprache revolutionieren. Für alle, die sich jetzt immer noch fragen, wie man Kniekehle auf Englisch übersetzt: back of the knee...so einfach, so unspektakulär, so ungerecht...einfach nur die Rückseite eines anderen Körperteils. Klingt aber jedenfalls besser als wenn man versucht das Wort aus dem Deutschen 1:1 zu übersetzen...dann würde es wohl "knee throat" heißen und hätte spätestens dann so gar nichts anziehendes mehr...weder für die Sonne, noch für sonst irgendjemanden!
Genug über die englische Sprache philosophiert, genug Sonne getankt, rein nach Downtown Surfers Paradise, rein ins Vergnügen!





Erst sind wir mal gemütlich in 3 oder 4 oder 5 Hotels reinspaziert, um festzustellen, dass an diesem Wochenende wohl tatsächlich JEDES Zimmer gebucht, reserviert und vergeben war. Ist das zu fassen? Weil wir auch aus Prinzip nie auf unsere australischen Freunde hören wollen, die uns das bereits prophezeit haben!
Wir waren jedenfalls immer noch sehr entspannt und haben uns entschlossen uns erstmal mit der Umgebung vertraut zu machen und irgendwo ein nettes Abendessen zu genießen. Als wir also so durch die Straßen schlendern, stehe ich plötzlich auf einem Stern...ein Pearl-Jam-Stern...daneben ein AC/DC-Stern, daneben ein Rolling-Stones-Stern...usw., ich richte meinen Kopf nach oben und da ist es...ENDLICH...ein Hard Rock Café in Australien!



Nicht, dass ich ein unglaublich großer Fan davon wäre, aber dennoch hat sich eine gewisse Tradition entwickelt. Begonnen hat alles vor 10 Jahren in San Francisco...mein erster Besuch in einem Hard Rock Café...sweet sweet memories, weiter gings in Los Angeles, Berlin, London, Niagara Falls...und dann hatten Mami und Papi in Lissabon die glorreiche Idee mir anstatt kitschiger Souvenirs eine All-Access-Hard-Rock-Café Karte mitzubringen...juhuuu, jetzt bin ich Mitglied...in einem Unternehmen, das sich wohl irgendwie heftig am absteigenden Ast befindet...in Sydney hats zugesperrt, genauso in Melbourne und in Wien hat vorsichtshalber erst gar nie eines aufgemacht *g*
Wie auch immer, die Tradition setzt sich fort...Mami und Papi in Barcelona...Töchterchen im Surfers Paradise. Und wieder einmal stelle ich fest, dass sich die All Access Karte ganz wunderbar mit meiner Kreditkarte versteht *seufz*


Zwei überteuerte Riesen-Cocktails und ein ebenfalls überteuertes (aber rrrrrichtig gutes) Riesen-Steak später haben wir uns also weiter auf die Suche nach einer Nachtherberge gemacht. Ich versuche mich zu erinnern wie oft ich den Satz "Do you have a room available tonight?" gesagt bzw. den Satz "Sorry, not tonight, we´re fully booked!" gehört habe. Zu oft jedenfalls! Bis wir dann zu guter letzt im Marriott eingerauscht sind...da gab es tatsächlich noch eine Suite mit Oceanview um knapp 300 Dollar bzw. zwei Executive Suites um...weiß der Teufel wieviel die gekostet hätten! Die nette Rezeptionistin sieht uns erwartungsvoll an, Mateja wirft mir einen leicht verzweifelten, fragenden Blick zu und ich wusste sofort, welcher Kampf sich in diesem Moment in ihrem Kopf abspielt: Marriott oder Hyundai...flauschiges Bett oder Autositze...eigenes Badezimmer oder Public Beach Toilet...verschließbare Zimmertür oder Zentralverriegelung...Oceanview durchs Suite-Fenster im 23. Stock oder Parkplatz-View durch die Windschutzscheibe...sparen oder verprassen...was sollen wir nur tun? Nun ja, nachdem ich wirklich überall ziemlich gute Connections hab AUSSER in Surfers Paradise...und schon gar nicht im dortigen Marriott Hotel...gibt es auf diese Frage nur eine Antwort: Auto! Alles im Sinne eines effizienten Zeit- und Finanzmanagements! Schlafen wird ohnehin überbewertet!

In diesem Sinne: auf zum Liquor Store! Wird halt im Auto vorgeglüht, da muss man flexibel sein! Besondere Situationen erfordern eben besondere Maßnahmen. Mit Plastikbechern, einer Flasche Vodka und einer Flasche Orangensaft kehren wir also zu "unserem" Getz zurück und machen es uns gemütlich. Das Auto voller Sand, wir voller Sand...und alles, was uns bleibt ist ein kleines Waschbecken an der Main Beach Public Toilet. Ich möchte an dieser Stelle übrigens auch nicht verabsäumen ein paar Zeilen über diese wunderbare Einrichtung zu schreiben. Man betritt das stille Örtchen, in erster Linie natürlich um seine Notdurft zu verrichten...dem Ruf der Natur zu folgen...oder aber auch um sich für die kommende Partynacht zu stylen...und sogleich stellt sich heraus, dass dieses Örtchen gar nicht so still ist, wie man vielleicht vermutet hätte. Man schließt die Tür hinter sich und wundert sich zunächst über die tiefe Männerstimme, die in dem Moment ertönt: THE DOOR IS CLOSED...aha, alles klar, danke für die Info...PRESS THE BUTTON TO LOCK THE DOOR...okay, ich presse also den Button, habe nämlich an einem Ort wie diesem ungern Gesellschaft...THE DOOR IS NOW LOCKED...ich freue mich außerordentlich über diese Ansage und hoffe inständig, dass das Entsperren genauso reibungslos funktioniert. YOU HAVE NOW 10 MINUTES UNTIL THE DOOR WILL BE UNLOCKED...wow, in diesen Lokus marschiert man also besser nicht mit einer Zeitung unterm Arm...hehehehe...nachdem es sich allerdings ohnehin um eine öffentliche Toilette handelt, wage ich zu bezweifeln, dass es jemanden gibt, der es sich dort länger gemütlich machen möchte.
Ebenfalls erwähnenswert ist die Musik, von der man in diesem intimen Moment begleitet wird: "What a wonderful world" trällert es aus den Boxen und irgendwie fühlt man sich mehr wie in einem Fahrstuhl als in einer WC-Anlage.
Wie auch immer...ich denke, das waren an dieser Stelle genug Details zum Thema Public Toilets an der Gold Coast :-)))

Zurück im Auto tauschen wir die Flip Flops gegen High Heels, schmieren uns Sand aus und Make Up ins Gesicht und wärmen uns mit russischer Unterstützung langsam für die kommende Halloween-Nacht auf.


Einen Vorgeschmack auf den Wahnsinn, der uns erwartet bekommen wir früher als uns lieb ist, als sich an der Strandpromenade, direkt vor unserer Nase - bzw. Windschutzscheibe - eine dezente Schlägerei anbahnt. Man nehme eine Gruppe pubertierender australischer Jungs, eine weitere Testosteron-Ansammlung mit Migrationshintergrund und jede Menge Alkohol...das verträgt sich nicht...verträgt sich gaaaaaaar nicht. Erst waren wir live dabei als das Stenkern losgegangen ist, das Ganze ist dann in eine Schlägerei ausgeatet, die sich dann relativ schnell aufgelöst hat, als sich die beiden Gruppen getrennt haben. Gerade als sich Mateja und ich erleichtert ansehen wollten, um uns anschließend weiter unserer Vodka-Flasche zu widmen, trafen die beiden Schläger-Truppen exakt an der selben Stelle wieder zusammen...diesmal mit Schlagstöcken, Ketten und zerbrochenen Glasflaschen. Als das erste Opfer ein paar Minuten später blutend auf der Straße lag und das Auto neben uns halb zertrümmert wurde, war es Zeit für PANIK...und Zeit für eine Entscheidung:
- aussteigen, rennen und dem gemieteten Getz seinem Schicksal überlassen
- aussteigen und mit einem Gespräch à la "Gewalt ist keine Lösung" versuchen den Streit zu schlichten
- regungslos im Auto sitzen bleiben, beten und hoffen, dass wir nicht entdeckt werden
- nach einer halben Flasche Vodka Gas geben und das Auto samt uns aus der Gefahrenzone bringen

Nachdem mir in dieser Situation mein Leben wichtiger war als mein Führerschein, habe ich mich für die letzte Variante entschieden. Und ja, ich weiß, ich neige ab und an zu Übertreibungen, aber was sich da abgespielt hat war keine gewöhnliche Schlägerei, das war eine ausgewachsene Straßenschlacht, und zwar keine 5 Meter vor unserer Nase! Ich will gar nicht darüber nachdenken was alles hätte passieren können...bzw. was wirklich noch alles passiert ist, nachdem Mateja, ich, der Getz und der Vodka außer Reichweite waren!
Nachdem wir diese Action heil überstanden hatten, haben wir auch noch den Rest des Schreckens betäubt, der uns in den Gliedern saß und haben uns von unserem Mietauto/Hotelzimmer in Richtung Clubszene verabschiedet.




Ich kann mich an eine Bar erinnern, in der eine Live-Band gespielt hat...ich kann mich an ein paar Shots, Bier und verrückte Halloween-Kostüme erinnern...an verdammt viel Regen, einen letzten Boxenstop bei Macces (McDonald´s *g*) und einen nächtlichen Strandspaziergang jenseits jeglicher feinmotorischer Eleganz. Nennen wir es einen Zustand temporärer Konfusion, in dem wir schließlich im strömenden Regen zu unserem Hyundai zurück gekehrt sind, wo ich zumindest noch in der Lage war zwei Handgriffe zu tätigen: 1) Zentralverriegelung aktivieren und 2) Sitze zurück klappen!
Ja, da lagen wir...mitten in unserem roten Miet-Flitzer...mitten am Parkplatz an der Hauptpromenade...zugedeckt mit unseren Strandhandtüchern...mit der traurigen Erkenntnis, dass wir es nicht geschafft haben die ganze Nacht durchzumachen, um uns am nächsten Tag am Strand auszuschlafen. Dieser Plan wurde allerdings ohnehin vom Wetter durchkreuzt, das uns einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht hat.
Ein paar Stunden später wache ich zum ersten Mal auf...immer noch Regen...die Scheiben sind beschlagen...ich fühle mich um 30 Jahre älter...mein Nacken ist steif und mein Kopf fühlt sich an, als würde er in einem Schraubstock stecken. Von dem Gefühl in der Magengegend will ich gar nicht erst anfangen.
Ich sehe nichts als Wolken, Regen und ein Straßenreinigungsfahrzeug. Wir sind inzwischen das einzige Auto, das noch auf dem Parkplatz steht und ich mache mir ernsthafte Sorgen, dass ich demnächst von einem an die Scheibe klopfenden Polizisten zum Aufstehen gezwungen werde, der sich wundern wird, warum eine leere Vodkaflasche in der Mittelkonsole steht...
So weit ist es aber Gott sei Dank gar nicht gekommen...abgesehen vom wahrscheinlich heftigsten Kater meines Lebens gab es keine Komplikationen beim Schlafen in der Öffentlichkeit. Und verboten hin oder her...der Blick in den Spiegel war ohnehin Strafe genug!


Unser erster Weg an diesem Morgen führte uns direkt zu Gloria Jeans Coffee...das hat ein kleines bisschen geholfen...dann waren wir frische Luft schnappen und sind den Strand entlang spaziert...bis um 9 Uhr endlich die Geschäfte ihre Pforten geöffnet haben und wir mal wieder viel zu viel Geld ausgegeben haben...und zwar so lange bis ich in das besorgte Gesicht einer Verkäuferin geblickt habe, die mich dezent auf das Creditcard-Display hinweist: DECLINED...oooops...ich hatte wohl mal wieder genug...genug von allem...

Das Wochenende an der Gold Coast: too much sun, too much vodka, too much shopping...Zeit wieder nach Hause zu fahren...nach Hause an die Sunshine Coast, mit der wir uns - wie sich auch nach diesem Ausflug wieder bestätigt hat - den wahrscheinlich schönsten Platz in ganz Australien ausgesucht haben!

Sonntag, 18. Oktober 2009

Uluru/Ayers Rock - Outback

Freitag, 25. September 2009, 4 Uhr Früh: 
Rrrrrrrring, der Wecker läutet, reisst mich unsanft aus dem Schlaf und zwingt mich die Leiter meines Hostel-Stockbettes hinunter zu klettern, um mir den Weg durch die Finsternis bis ins Badezimmer zu bahnen. Ja, ich habe wirklich versucht jeden verfügbaren Funken Disziplin zusammenzukratzen, um einer morgendlichen Beweg-jetzt-ENDLICH-deinen-Arsch-ausm-Bett-und-tu-weiter-Standpauke von Mateja zu entgehen. Man glaubt es kaum, aber ich habe es zu dieser unchristlichen Uhrzeit tatsächlich bis unter die Dusche geschafft, bin weiters ohne Komplikationen in mein übliches Australia-Adventure-Outfit geschlüpft, habe Wasser, Müsliriegel, Sonnencreme und diverse andere lebensrettende Utensilien in meinem Rucksack verpackt und ordnungsgemäß die Bettwäsche abgezogen. Pünktlich um 5.10 Uhr saßen wir also im Eingangsbereich unseres Hostels und haben zusammen mit zwei weiteren Backpacker-Kollegen auf unseren nächsten Tour-Guide gewartet.
"Wer auch immer hier gleich zur Tür reinspaziert, ich habe starke Zweifel daran, dass es jemanden gibt, der in der Lage ist meinen Morgen-Grant zu besänftigen und mich dazu zu bringen so richtig aufzuwachen" dachte ich und war kurz davor an Matejas Schulter einzuschlafen. "GOOD MOOOOORNING"...da war sie...eine kräftige Stimme, die mich höchste Motivation und gute Laune befürchten ließ. Da stand er, unser Adventure-Tour-Guide...the one and only: TROY!
Immer noch skeptisch habe ich mich also mit Rucksack, Augenringen und Schweinehund Richtung Tour-Bus begeben, der uns zunächst ins Office des Tour-Veranstalters gebracht hat...irgendwo mussten wir ja schließlich noch unseren Voucher abliefern und ein paar Dollar extra für wenig ansprechende, aber dennoch lebensnotwendige Schlafsäcke hinlegen.
Das alles reicht allerdings noch lange nicht aus, um eine Conny Ertl munter zu machen. Wenn allerdings ein in Schlammfarben gekleideter Outback-Freak namens Troy aus dem Hinterzimmer auftaucht und mir eine Schlange unter die Nase hält, die - wie es sich für eine richtige australische Abenteuer-Agentur gehört - natürlich NICHT aus Plastik, sondern echt ist...dann zählt das definitiv zu den Dingen, die jede Faser meiner Körpers und Geistes erstaunlich schnell zum Aufwachen bewegen!
"That´s Snappy (to snap = zuschnappen!!!!)...wanna touch?"
Ich war wohl noch nicht ganz bei Sinnen, als ich tatsächlich um 5.30 Uhr morgens mitten in einem Büro in Alice Springs stand und eine Schlange gestreichelt habe...das ist wohl auch der Grund, warum es von diesem wunderbaren Moment keine Fotos gibt. Ich möchte nur so viel sagen: Snappy hat zu dem Zeitpunkt wohl ohnehin wesentlich besser ausgesehen als ich :-)
Mateja hat es inzwischen vorgezogen sich ein paar Meter von der Freundschaft zu entfernen, die sich zwischen mir und dem dezenten australischen Reptil anzubahnen schien. Naja, leider war ohnehin nicht genug Zeit, um sich ausgiebig um Snappy zu kümmern. Immerhin hatten wir nur heiße 48 Stunden Zeit, um bis zum Ayers Rock zu kommen und Zwischenstopps am Kings Canyon und bei den wunderbaren Olgas einzulegen.
Also: ab in den Bus und LOS!!



Da saßen wir also...müde, schweigend, skeptisch...und hatten für die erste Etappe 800 km vor uns. Es hat allerdings nicht lange gedauert, bis Troy die ersten Highlights anzukündigen hatte! Wir wollen wissen, wo von hier aus der Ayers Rock liegt? Antwort: die Zweite rechts! *gg*
Dieser Satz bekommt in der australischen Wüste mal ganz schnell eine andere Bedeutung!
Das lässt sich ganz einfach erklären: bis zum Ayers Rock biegt man tatsächlich original 2 Mal ab...einmal raus aus Alice Springs und dann nochmals zum Parkplatz am Ayers Rock Resort Zeltplatz...dazwischen liegen allerdings knappe 800 km, die zur Gänze genau so aussehen:


Nach ca. 200 km war dann zum ersten Mal Zivilisation in Sicht...wenn auch nur in Form einer einzigen Tankstelle: Erldunda! Der rettende Ort für Mensch und Maschine...danach kommt nämlich laaaaaaaaaaaaaaang nix mehr...NICHTS...GAR NICHTS!!


Was also tun, wenn sich der kleine Hunger zwischendurch meldet? Man braucht einfach nur den richtigen Tour-Guide! Troy fährt gerne mal rechts ran, verschwindet unter einem Busch und gräbt nach der Wurzel...tja...und wenn man Glück hat kommt so ein proteinhaltiger Genosse zum Vorschein, der durchaus als gesunder und bekömmlicher Snack für die Strapazen eines solchen Abenteuer-Tripps dient.


Ein Freiwilliger ist schnell gefunden. Wenig überraschend, dass es sich dabei um einen Engländer handelt, oder? :-P
Ich möchte dem sympathischen Herrn aus Manchester ja nicht unterstellen, dass er - und sämtliche seiner Landsleute - ohnehin keine Ahnung von Esskultur haben...dennoch war ich nicht wirklich überrascht, dass gerade ER keine Hemmungen hatte, das Schicksal des australischen Wurzel-Wurms zu besiegeln, indem er ihm den Kopf abgebissen hat, um anschließend den Rest seines wenig schmackhaften Körpers zu vertilgen.


Hmmmmmmmmmm...lecker...


Wir setzen unsere Fahrt fort...auf der Suche nach den nächsten Highlights...auf dem Weg durch die Wüste...meilenweit nur roter Sand und Asphalt.
Troy war aber definitiv der absolut beste Tour-Guide, den man sich für diese abenteuerliche Fahrt wünschen konnte. Er ist bereits seit über 10 Jahren zwischen Alice Springs und Darwin im Northern Territory/Outback unterwegs und hat dementsprechend viele Geschichten zu erzählen. Er schafft es außerdem jederzeit gute Laune zu verbreiten und seinen Schützlingen, in dem Fall: UNS, jede Menge Unterhaltung und unvergessliche Momente zu bescheren.
Nach Stunden des Geradeausfahrens entdecken wir dann tatsächlich ein wildes Kamel, das vor uns die Straße überquert...eine echte Seltenheit!


Während der langen, langen, laaaaaaaaaaaaaangen Fahrt hat Troy einige Möglichkeiten gefunden uns alle vor Langeweile zu bewahren. 
Erst hat er sämtliche iPods konfisziert und quer durch die Bank Musik aller anwesenden Nationalitäten gespielt. Als wir irgendwann bei ABBA´s "Dancing Queen" gelandet sind, fühlte ich mich gezwungen die Initiative zu ergreifen und - wieder einmal (siehe Great Ocean Road Tour *g*) - von meinem Platz in der letzten Reihe Richtung Tourbus-Pole-Position zu pilgern. Leider hatte mein iPod zu diesem Zeitpunkt so gar nichts österreichisches zu bieten...ich hab es aber dennoch geschafft Stimmung zu machen...wenn auch mit deutscher Hilfe...zugegeben...aber was wär in dem Moment, in diesem Bus, mit diesem Tourguide passender gewesen als "Troy" von den Fantastischen 4?! :-))))
Weiter ging es dann mit einer Art Outback-Speed-Dating...2 Minuten Zeit, um den jeweils nächsten unbekannten Sitznachbarn ein wenig kennen zu lernen. Für alle, die sich jetzt fragen, ob mein jeweiliges Gegenüber dabei den Funken einer Chance hatte überhaupt zu Wort zu kommen: JA...naja...ich hab mir wirklich alle Mühe gegeben freundlich und höflich zu sein und nicht die vollen 100 % der Konversation an mich zu reißen. Das australische Outback ist nämlich wirklich der letzte Ort auf dieser Welt, an dem man sich Feinde machen sollte *g*
Mateja hat sich prächtig mit einem sympathischen Pärchen aus der Schweiz verstanden, während ich wesentlich mehr Gefallen am trockenen Humor der Jungs aus Manchester, Dave und Lee, und unserem Lieblings-Outback-Aussie Troy fand.
Wir hatten jedenfalls ausreichend Zeit über sämtliche australisch/englisch/deutsch/österreichische Klischees zu diskutieren...und nach allen erdenklichen Witzen über Schnitzel, Bierbäuche, Arnold Schwarzenegger, Jodeln und Lederhosen, bei denen es mir nur selten an Schlagfertigkeit und Konter-Möglichkeiten fehlte, habe ich Troy´s Kommentar "You´re really funny for an Austrian" absolut als Kompliment aufgefasst :-)
Ja, so haben wir uns also die Zeit vertrieben und sind nach ein paar Stunden endlich an unserem ersten Etappen-Ziel angekommen: dem Kings Canyon!

Bei ca. 35 Grad Außentemperatur verlassen wir den klimatisierten Bus und haben direkt beim ersten Mal Luftschnappen wieder einen ganzen Haufen lästiger Fliegen im Gesicht! So bescheuert es auch ausgesehen hätte: zu diesem Zeitpunkt hätte ich wirklich einiges für einen Hut mit integriertem Gesichtsnetz gegeben. Vor allem aufgrund der Tatsache, dass uns eine 6 km Wanderung bevor stand...anders gesagt: 3,5 Stunden voller Schweiß, Fliegen und Dankbarkeit darüber, dass die letzte Zigarette schon Wochen zurück liegt und die Kondition somit zumindest nicht komplett im Eimer ist.
Nachdem mich mein Kreislauf aber dann doch gleich nach dem ersten heftig steilen Aufstieg im Stich gelassen hat, wusste ich zumindest wofür die Riesenflasche Wasser gut ist, die uns allen nahe gelegt wurde mitzubringen! Kurzzeitig dachte ich tatsächlich, ich müsste hier mitten am Kings Canyon das Zeitliche segnen...habe dann aber doch beschlossen wieder aufzustehen und gegen Hitze und Insekten-Attacken anzukämpfen!






DAS ist der Garden of Eden...schön...aber hab ich mir irgendwie anders vorgestellt *g*


Hier sagen sich FUCHS & HASE Gute Nacht...buchstäblich :-)



3 Worte, mit denen sich Troy beschreiben lässt? FASTER, STRONGER, BETTER :-)


GESCHAFFT!!


Die Aussicht entschädigt auf jeden Fall für alle Wander-Strapazen!




Fix, fertig, verschwitzt und erledigt erreichen wir am frühen Nachmittag wieder den Bus-Parkplatz, wo uns ein später Lunch erwartet. Wir helfen Troy ein paar Sandwiches vorzubereiten, erledigen den Abwasch und sind kurze Zeit später gestärkt und bereit für die zweite Etappe des ersten Tages: AUF ZUM AYERS ROCK!!
Troy hatte alle Hände voll zu tun uns rechtzeitig zum Sunset zum anvisierten Aussichtspunkt zu bringen...jede Minute hat gezählt...und wir haben unser Ziel buchstäblich in letzter Sekunde erreicht. Mit quietschenden Reifen hält der Bus, bewaffnet mit Jacken und Kameras hechten wir Richtung Aussichts-Pfad...und dann bleibt nur noch eines: die Beine in die Hand nehmen und LAUFEN!!!!
Ja, das war definitiv der sportlichste Tag...seit Langem *schwitz*
Glücklicherweise haben wir exakt den Moment des Sonnenuntergangs noch erwischt und konnten anschließend minutenlang das "Twilight" auf uns wirken lassen.


Das wäre grundsätzlich ein ziemlich romantischer Moment...wenn man den Blick nicht ausgerechnet auf die Olgas richtet, die - bei genauem Hinsehen und der Info von Troy - original aussehen wie Homer Simpson, der auf dem Rücken liegt *gggg*


Später am Abend erreichen wir dann endlich das Ayers Rock Resort und den für uns reservierten Zeltplatz! Ich weiß, ich weiß..."Resort" klingt jetzt irgendwie nach Hotelanlage...nach einer Art Oase inmitten der australischen Wüste. Aber nein...wenn schon Abenteuer, dann bitte das volle Programm!!
Von Annehmlichkeiten wie Bettwäsche oder Licht/Elektrizität waren wir weit entfernt...im wahrsten Sinne des Wortes :-)
Erst haben wir uns mal ein Zelt ausgesucht. Mateja und ich haben beschlossen eine dieser einfachen Behausungen mit Felix aus Bayern und Tatjana aus der Ukraine (die inzwischen allerdings schon seit einigen Jahren in Sydney lebt) zu teilen...schließlich weiß man ja nie so genau, was einen des Nächtens im Outback so alles erwartet...da ist man in Sachen Verteidigung zu Viert bestimmt besser gewappnet als zu Zweit! :-)
Troy hat inzwischen Feuer gemacht und begonnen das BBQ vorzubereiten. Bei diesem Dinner haben uns allerdings nicht nur Beef-Steaks, sondern auch Kangaroo- und Camel-Sausages neben Potato Pie und Salat erwartet. An dieser Stelle kann ich nur sagen: Kamele sind tatsächlich ganz wunderschöne Tiere, sind aber auch in gegrillter Form durchaus empfehlenswert *g*
Nach dem Essen ist nicht nur die nächtliche Finsternis, sondern vor allem Wind und eisige Kälte über uns herein gebrochen. Mit den Worten "it might get a little bit chilly" hat Troy die Sleeping Bags an uns ausgeteilt, während wir uns gefragt haben, wie wir die Nacht wohl überleben werden. Während ich mir mehr Sorgen um die Kälte gemacht habe, hat sich Mateja den Kopf über alle möglichen tierischen Attacken zerbrochen, die uns eventuell erwarten könnten.
Ganz nach dem Motto "Ablenkung ist die beste Verteidigung" haben wir uns erst mal zusammen mit unseren Outback-Reise-Kumpanen ums Lagerfeuer versammelt, wo uns Troy schon mit einigen lustigen Spielen erwartet hat:

1) I CAN SEE THE MOON IN THE SPOON
2) A TRIP AROUND THE WORLD
3) 2 UP, 2 DOWN, 1 UP 1 DOWN

Hehehehehehehe...DAS war ein Spaß!! Und ich werde einen Teufel tun und diese Spiele an dieser Stelle ausführlich erklären...das würde mir nämlich die Gelegenheit nehmen euch alle beim nächst großen Get-Together in die Pfanne zu hauen :-P
Bevor wir Mädels uns dann noch in Richtung Duschen begeben wollten, hatte Troy noch eine kleine Überraschung parat: SWAGS!
Am Anfang war ich ein wenig verunsichert, weil sich das für mich verdächtig nach "Sarg" angehört hat *g*
Zur Erklärung: ein Swag ist das australische Wort für "Bettrolle", also eine Art Schlafsack, allerdings ausschließlich für das Outdoor-Schlaferlebnis gedacht!
Damit wären wir auch schon bei dem Angebot, das uns Troy an dieser Stelle gemacht hat: wollen wir die einzigartige Chance ergreifen mitten im Outback, im Freien unterm australischen Sternenhimmel am Lagerfeuer zu schlafen?
Meine Augen haben begonnen zu Leuchten und Mateja konnte mir die Abenteuerlust wohl ansehen, während ich in ihrem Gesicht wohl weniger Freudentränen als Angstschweiß bemerkte! Mit dem Argument, dass es Schlangen hier draußen ohnehin zu kalt wäre und sich Spinnen, vor allem des Nächtens, mit Vorliebe INDOOR anstatt an der frischen Luft verstecken, konnte ich Mateja dann tatsächlich davon überzeugen sich ebenfalls einen Swag zu schnappen und das Nachtlager am Feuer aufzuschlagen.
Dann folgten letzte Instructions von Troy:
Swag aufrollen - mit Schlafsack im Swag gemütlich machen - Schlafsack zumachen - Swag zuziehen UND: Schuhe unterm Kopfteil verstecken! Warum? Weil die Wahrscheinlichkeit sonst verdammt hoch ist, dass die Treter den Besitzer wechseln...Dingos haben wohl eine Vorliebe für Schuhwerk, das ein Duft-Gemisch aus verschwitzten Wander-Socken freisetzt.
Naja...fragt sich nur was besser ist...diesen Geruch selbst beim Einschlafen unterm Kopf bzw. in der Nase zu haben oder am nächsten Morgen mit einen Dingo am Schoß bzw. einem Paar Schuhe weniger aufzuwachen *g*


Eine ebenfalls einzigartige Erfahrung war der nächtliche Weg zu den Duschen. Wir waren ausgerüstet mit Taschenlampen und auch in Sachen Hygiene gab es an den Duschen und WC´s nichts auszusetzen. Wenn man allerdings kurz davor steht eine Nacht im Outback zu verbringen, dann zählt DIESES PLAKAT wohl zu den Dingen, mit denen man sich am aller wenigsten auseinander setzen will:

Ob uns das davon abgehalten hat trotzdem Outdoor zu schlafen? NEIN :-)
Gegen 23 Uhr haben wir uns also schließlich in unseren Swag gekuschelt. Eingepackt in alles, was mein Rucksack an Hosen, Westen und Schals hergegeben hat, bin ich mit dem Geräusch des knackenden Holzes im Lagerfeuer unter einem wunderschönen Sternenhimmel eingeschlafen.
Klingt schön, oder? Irgendwie romantisch...fast schon kitschig...
Ich lasse diesen Moment noch kurz am Leben...ganz kurz...bevor ich leider sagen muss: von Romantik war dieses Erlebnis meilenweit entfernt! Es war KALT, es war WINDIG und der eine oder andere Outdoor-Kollege hat in dieser Nacht mehr Zeit damit verbracht, sich darauf zu konzentrieren seine Blasentätigkeit zu unterdrücken, als seinen Blick in den Sternenhimmel schweifen zu lassen *gg*
Irgendwie haben es aber doch alle geschafft einzuschlafen...früher oder später! Immerhin wollten wir am nächsten Morgen den Sonnenaufgang am Ayers Rock bewundern!
Und wie hätte dieses Highlight besser "eingeläutet" werden können, als mit einem Tourguide, der um 4.30 Uhr (!!!!!!!!!!!!!!!!) wie ein Wahnsinniger mit-einem-Löffel-auf-einen-Metall-Topf-schlagend um das inzwischen erloschene Lagerfeuer tanzt und brüllt "GOOD MORNING BEAUTIFUL PEOPLE, IT´s TIME TO RISE´n SHINE!!"
Wenn ich mich richtig erinnere waren meine ersten Worte an diesem "Morgen": What the f***?!
Ich habe die Augen geöffnet und mich so gaaaaar nicht ausgekannt...warum? Weils finster war...STOCKFINSTER...und ja, da war immer noch derselbe Sternenhimmel wie kurz zuvor beim Einschlafen. Glaubt Troy allen ernstes, dass ich mich jetzt auch nur einen Zentimeter aus meinem Swag hinaus in die Kälte begebe??
Die Antwort auf diese Frage lautet JA *seufz*
Hilft alles nix, ich musste mich aus meiner schützenden Schlaf-Hülle schälen und bevor ich mich ausgiebig über die Tatsache freuen konnte, das ich erstens noch am Leben war und zweitens immer noch im Besitz meiner inzwischen vom Wüstensand rot gefärbten Sportschuhe, stand ich auch schon vor Troy, der mich (und meinen morgendlich-grantigen Gesichtsausdruck) mit den Worten: "Conny, you´ve never looked more beautiful" und einem schadenfrohen Grinser beim Frühstück erwartete. Mit einem herzlichen "FUCK OFF" habe ich mir einen Kaffee - oder wie auch immer man das braun-wässrige Gesöff nennen mag - organisiert und geduldig auf die bevorstehende Abfahrt gewartet.

Kurze Zeit später lässt sich vom Bus aus die Silhouette eines massiven Felsens in der Dunkelheit erkennen...da ist er...ENDLICH: ULURU...der Ayers Rock! Unter den Klängen von Moby´s "Natural Blues" fahren wir dem Sonnenaufgang entgegen und finden uns rechtzeitig am schönsten Spot ein, den die australische Wüste um diese Uhrzeit zu bieten hat.
Entgegen aller Erwartungen, die manch einer aufgrund der folgenden Fotos haben wird: es war tatsächlich alles andere als warm, es war a****kalt...ja, nämlich so rrrrrrrrichtig arschkalt, um genau zu sein!!
Wenn man allerdings die Möglichkeit hat zu beobachten, wie sich "The ROCK" mit der aufgehenden Sonne langsam in ein intensives Rot färbt, sind alle Frostbeulen in dem Moment vergessen.
EIN UNVERGESSLICHES ERLEBNIS!



Immer noch fasziniert von diesem beeindruckenden Naturschauspiel steigen wir zurück in den Bus, um uns auf der anderen Seite des Ayers Rock für den 9 km langen Uluru Base Walk zu rüsten. Theoretisch gäbe es auch die Möglichkeit den Fels hinauf zu klettern. Wenn das Wetter aber nicht mitspielt und wie an diesem Tag auch nur das kleinste bisschen Wind zu spüren ist, wird der Uluru-Climb geschlossen. Verständlich, dass die Auflagen hier sehr streng sind und die Bedingungen perfekt sein müssen, nachdem es in den letzten Jahren mehr als 35 mehr oder weniger heftige Kletter-Unfälle am Ayers Rock gegeben hat.


Ich persönlich habe ohnehin den Base Walk vorgezogen. Mateja meinte, es kann ja nicht so lange dauern einmal um diesen Felsen herum zu spazieren. Mit ihrer 30-Min-Schätzung lag sie dann aber doch heftig daneben!
Die gemütliche Wanderung durch den Uluru-Kata Tjuta National Park, in die uns Troy mit den Worten "Just keep walking and make sure that the Rock is always on your right hand side" *gg* führte uns einmal komplett um den Ayers Rock herum und hat uns noch einige wunderschöne Eindrücke beschert.
Während wir also knapp 2,5 Stunden vor uns hin spaziert sind, hat sich Troy entschlossen sich seinem Sportprogramm zu widmen...dieser Freak! Nach all den Jahren ist ihm die Wanderung alleine wohl zu wenig, darum tauscht er dort seine Outback-Treter gegen Sportschuhe und nutzt die Gelegenheit, um den Uluru zu LAUFEN...während wir ihm mit offenem Mund hinterher starren und uns fragen, wo zur Hölle er nur so viel Energie her nimmt!
Später hab ich mir dann von ihm persönlich erzählen lassen, dass er noch vor ein paar Jahren weit über 100 kg gewogen hat, dem BBQ und dem australischen Bier heftig zugetan war und bis zu eine Schachtel Zigaretten am Tag geraucht hat. Irgendwann hat er beschlossen sein Leben zu ändern...tja, und heute ist er fit wie ein Turnschuh und nimmt sogar an diversen Bergsteiger-Competitions teil. Bei einem dieser Wettkämpfe, den man sich der Beschreibung nach wie den australischen "Iron Man" vorstellen kann, hat er es sogar unter die besten 10 geschafft und sich danach das Tattoo auf seiner Wade stechen lassen (FASTER, STRONGER, BETTER)!


Hier noch ein paar Facts & Figures zum Ayers Rock: Entdeckt wurde dieser, zugegeben unübersehbare, Felsen überraschenderweise erst im Jahr 1873.
Höhe: 348 m
Ja, und hier hört mein Know-How in Sachen Uluru auch schon auf. Ich muss gestehen, dass ich Zahlen, naturwissenschaftliche und geschichtliche Details nur äußerst selten behalten kann...viel lieber beschäftige ich mich damit Bilder auf mich wirken zu lassen und dabei neue Leute kennen zu lernen, um mit ihnen übers Leben zu philosophieren...ob in Amerika, Canada, Malaysia, auf der Great Ocean Road oder in der australischen Wüste...die Menschen, die ich kennen lerne sind für mich immer noch der aufregendste Teil meiner Reisen und die bleibendste Erinnerung.
"A journey is best measured in friends, rather than miles" - Tim Cahill



Schweren Herzens verabschieden wir uns am Nachmittag von unserem Besuch beim Ayers Rock und machen uns auf zu unserm letzten Reiseziel: den Olgas. Die Olgas sind eine Gruppe von 36 Inselbergen und bilden zusammen mit dem Ayers Rock den Uluru-Kata Tjuta National Park, wie vorhin schon erwähnt. Diese beiden massiven Fels-Formationen sind vor ca. 500 Mio Jahren (!!) gemeinsam entstanden und tatsächlich auch unterirdisch miteinander verbunden. Die Kata Tjuta, was übersetzt so viel wie "viele Köpfe" bedeutet, sind also nur die Spitze des Eis- oder naja, in dem Fall Granitbergs :-)



Am Samstagnachmittag neigt sich unsere Tour dem Ende zu und wir sind auf dem Weg zurück Richtung Alice Springs. Am Abend halten wir noch einmal an der Wüsten-Tankstelle "Erldunda", wo sich uns ein Bild bietet, das die australische Mentalität vor allem in Sachen Sport nicht besser hätte wieder spiegeln können: vor der Tankstelle - keine Menschenseele. Aber in dem kleinen Diner herrschte reges Treiben: Tankstellenbetreiber, Kellner, Trucker und Touristen saßen alle zusammen gebannt vorm Fernseher, um das AFL Grand Final zu verfolgen: St. Kilda vs. Geelong - DAS SPIEL DES JAHRES, live aus dem MCG in Melbourne!

Danach lagen "nur noch" ein paar hundert Rest-Kilometer vor uns, um zurück nach Alice zu kommen. Während ich im Bus saß und die letzten Eindrücke der Wüste auf mich wirken ließ, wurde mir bewusst, dass unser Mid-Semester-Break-Abenteuer in Kürze ein Ende haben würde. Wieder einer dieser Momente, in dem einem klar wird, wie schnell die Zeit vergeht...
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschieden wir uns von Troy, der uns wohl behalten im Haven Hostel abliefert.
Dort verbringen wir noch eine Nacht, bevor wir uns am nächsten Morgen vorm Check-Out auch noch von PUFF, der netten Haven-Agame verabschieden *hehehehehehe*


Einmal gehts noch: wieder zum Flughafen, wieder zum Check-In, wieder zum Boarding...noch ein Start, noch eine Landung: Alice - Sydney - Brisbane...ab "nach Hause" an die Sunshine Coast...müde und erledigt, aber mit einem glücklichen Leuchten in den Augen, vielen Fotos und noch mehr Geschichten, die darauf warten erzählt oder niedergeschrieben zu werden :-)



Der Mid-Semester-Break 2009: Sydney - Melbourne - Great Ocean Road - Adelaide - Alice Springs - Uluru/Ayers Rock...always expect the unexpected! Schön war´s...ich würde es wieder und wieder ganz genau so machen!! ;-)