Sonntag, 7. Februar 2010

Wethaven...ääh...Whitehaven Beach - The Whitsundays Part III

7.30 Uhr: Scotty macht sich in der Küche bemerkbar. Ich öffne meine Augen, was darauf schließen lässt, dass ich tatsächlich ein bis zwei Stunden geschlafen habe. Neben mir Mateja, dicht an meinem Kopf die Füße zweier Mädels aus Belgien und unter uns ein noch friedlich vor sich hin schnarchender Schweizer. Ich hab sie also überlebt, die erste Nacht auf dem Broomstick. Meine Freude hält sich allerdings schwer in Grenzen, vor allem als ich einen ersten Blick aus der Luke werfe. Der Himmel ist immer noch bewölkt und der Wind läuft langsam aber sicher auch wieder zur Höchstform auf. All das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Tom den Motor anwirft und Micco den australischen Sport-Segler bereits wieder voll in der Hand hat und Kurs auf den schönsten Fleck der Whitsunday Islands nimmt: Whitehaven Beach!
Bevor ich mir allerdings Gedanken darüber machen kann, ob bei dem Wetter "white" nicht eher "grey" sein wird und die als paradiesische Oase angekündigte Insel nicht doch mehr eine Sumpf-Landschaft, beschäftige ich mich erst mal mit den Geräuschen, die ich aus meiner Magengegend vernehme. Irgendwie dreht sich alles, das ist schon mal schlecht...und das dann auch noch in die falsche Richtung. An Frühstück ist also nicht zu denken, nun ja, je nachdem, ob man eine der homöopathischen Ginger-Pills als vollwertige Mahlzeit ansehen möchte oder nicht. Die kleinen Helferlein gegen Seekrankheit mögen zwar psychologisch ganz wertvoll sein, aber ganz ehrlich, da hätt ich mir genauso gut eine Packung Smarties einschießen können. Ja, meiner Meinung nach kann man Homöopathie durchaus als unterlassene Hilfeleistung bezeichnen, aber für den Moment war nun mal nichts anderes greifbar. Ich musste also auf chemische Unterstützung verzichten und habe mich erst mal aus der engen Koje heraus montiert, um den wackeligen Weg Richtung Deck anzutreten. LUFT, ich wollte so schnell wie möglich an die FRISCHE LUFT...wobei sich die Sache mit der Frische dank des Regenmantel-Aromas schnell erledigt hatte. Da saß ich dann also...müde, blass und schweigend...SCHWEIGEND!! ICH!! Kein gutes Zeichen, gaaaar kein gutes Zeichen! Gott sei Dank war Mateja halbwegs fit...na gut, irgendwie müssen sich die 5 Jahre Altersunterschied ja bemerkbar machen :-)

Im Puck-die-Stubenfliege-Style kommt sie mit ihrer Sonnenbrille und einer Plastik-Tasse gefüllt mit Kamillentee nach oben und gesellt sich zu mir. Und so tuckern wir eine Zeit lang übers offene Meer, bis wir irgendwann - tatsächlich ohne Regenwasser-Begleitung - auf der anderen Seite des Whitehavens vor Anker gehen. Bewaffnet mit DigiCam, Handtüchern, einem Sack voller Flip Flops und voller Vorfreude auf festen Boden unter unseren Füßen werden wir etappenweise zu Scotty ins Schlauchboot verfrachtet und in feinster Jack-Sparrow-Manier zum Festland transportiert. Tom begleitet uns anschließend - zumindest bis zur Hälfte - auf unserem abenteuerlichen Bush-Walk durch ein kleines tropisches Wäldchen, das uns auf der anderen Seite einen atemberaubenden Blick auf den einzigartigen, traumhaften Whitehaven Beach gewähren soll. 



Nun ja, wir sind also auf der einen Seite bei Wind und Wolken rein in die Botanik und auf der anderen Seite bei strömendem Regen wieder raus. Wir waren bis auf die Knochen durchnässt, bevor wir auch nur in der Nähe des Traumstrandes waren. "Traum" ist überhaupt ein sehr weitläufiger Begriff...gibt ja nicht nur schöne Träume, gibt ja auch Albträume *seufz*
Wir stellen uns also unter ein paar mehr oder weniger Schutz spendende Bäume und warten...warten...warten auf eine klitze kleine Regenpause. Und tatsächlich werden wir dann für ein oder zwei Stunden vom Wettergott verschont und versuchen unser Möglichstes, uns einen blauen Himmel und türkisblaues Wasser vorzustellen. 



POSITIV DENKEN, hilft ja alles nichts. Man darf nicht alles so schwarz sehen...auch wenn der Himmel zu dem Zeitpunkt Gegenteiliges zum Ausdruck brachte. Immerhin...wir waren alle noch am Leben...keiner wurde vom Blitz getroffen...alles wunderbar! Und schöne Postkarten-Fotos vom schönsten Strand am Great Barrier Reef hat ja wohl wirklich JEDER! Aber wir...ja, WIR haben Geschichten zu erzählen!! :-P
Während tausende und abertausende Touristen dort schon in der Sonne lagen, gings bei uns eher in die Richtung Überlebenstraining!
Vor allem aber sind wir alle um eine Erkenntnis reicher: nur weil die Sonne nicht zu sehen ist, heißt das nicht, dass sie nicht da ist! Ja, auch wenn der Himmel schwarz war, war das Echo unserer Haut dann doch eher in Rot gehalten *g*
Anyway, irgendwann hatten wir dann alle genug und machten uns auf den Weg zurück zur anderen Seite, wo Tom mit Kaffee und Kuchen auf uns wartete. Um zu diesem schwer verdienten Koffein-Schub zu gelangen, mussten wir aber erst wieder zu Scotty ins Schlauchboot, das in der Zwischenzeit so ziemlich den Geist aufgegeben hatte. Ja, auch so ein Motor hat irgendwann die Schnauze voll!
Mateja und ich hatten das große Glück bei der ersten Boots-Ladung dabei zu sein...der Boots-Ladung, die den Broomstick ungefähr 20 Sekunden vor dem nächsten Wolkenbruch erreichte...langsam und mit ächzendem, röchelndem Motor...in einem Gummi-Boot, in dem uns das Salzwasser schon bis zu den Knien stand.
Die anderen hatten da weniger Glück und kamen Ewigkeiten später wieder am Broomstick an, wo die Stimmung trotz einer feinen Selektion an Kalorienbomben an Deck unter den Regenplanen einfach nicht mehr zu heben war.
Skipper Micco sah zu diesem Zeitpunkt nur noch eine einzige Möglichkeit, um eine Meuterei zu verhindern: Come on guys, let´s make the best of it, let´s go sailing!!
Nun denn, geh ma segeln...warum auch nicht...uns wars wurscht! Die meisten von uns haben da bereits auf die Regenmäntel verzichtet, hat ja irgendwie ohnehin nix gebracht...und es gab kein Kleidungsstück an Bord, das noch nicht bis in die Poren durchnässt war. Nachdem wir also auch die letzten Mannschafts-Kollegen davon abgehalten haben sich der Schönwetter-Aussichtslosigkeit wegen auf die "Low-Side" des Bootes zu setzen, wurden die Segel gehisst und wir wetterten über die größten Wellen, die ich abseits des George-Clooney-Films "The Perfect Storm" jeeeeemals gesehen hab. Ich war mir ganz sicher, dass sich der Ozean jeden Moment auftut und uns samt Broomstick mit einem Happs verschluckt...wie ein Schoko-Bon...
Aber ganz offensichtlich haben wir auch diesen Trip überlebt. Uns brannte nur eine einzige Frage auf den Lippen: wie zur Hölle stellen sich die Typen die angekündigte Schnorchelei vor?? Bei DEM Wellengang?!
Wie auch immer, mich tangiert diese Problematik nur peripher...mich bringt hier sowieso kein Mensch ins Wasser, NO WAY!
Einige Zeit später gehen wir tatsächlich vor Anker, in einer Bucht, in der sich die Wellen in Grenzen halten. Und was tun meine wahnsinnigen Board-Kollegen? Werfen sich doch wirklich alle samt in ihre Wetsuits, krallen sich Taucherbrille und Schnorchel und lassen sich von Tom aus dem Schlauchboot schubsen...einer nach dem anderen! So lange bis tatsächlich nur noch ich übrig war...und ein Mädchen, das nicht schwimmen konnte (KEIN WITZ!!). Ich für meinen Teil bin mit Tom gemütlich im Schlauchboot gesessen und hab aus sicherer Entfernung beobachtet, welches Meeresgetier sich durch strampelndes menschliches Fleisch so anlocken lässt. Und der Tom, ihr Lieben, der kennt sich aus, das sag ich euch! Als erfahrener Kiwi, der sich inzwischen als Tauchprofi auf australischem (Meeres)Boden tummelt, weiß er natürlich ganz genau wo und wie er die rrrrrichtig dicken Fische an Land zieht...oder naja, zumindest so, dass man ihnen mal dezent übers Köpfchen streicheln kann. Und so machte ich an diesem Nachmittag Bekanntschaft mit Elvis, einem ca. 20 Jahre alten Königs-Papageien-Fisch...rrrrriesengroß der Kollege, sehr sympathisch und sichtlich dankbar für die beträchtlichen Mengen an Weißbrot, die wir ihm entgegengeworfen haben!

Ich bin mir ganz sicher, Elvis hat mir zwischendurch zugezwinkert und wollte mir damit etwas sagen wie: Conny, hab keine Angst, wirf dich in deinen sexy Wetsuit, ich bin sicher, der steht dir ausgezeichnet...und dann sieh dir an, was es hier unten so alles zu sehen gibt! :-)
Jedenfalls war ich motiviert genug mich später am Nachmittag, beim zweiten Schnorchel-Durchgang, todesmutig in die Fluten zu stürzen und mir anzusehen, was Elvis´ Welt so zu bieten hat...und ich muss sagen: SCHÖN WARS! Hier ein Nemo, da ein Nemo und alle möglichen und unmöglichen bunten Meeresgetiere, die gerne mal den Weg zwischen mir, Mateja und einer ganzen Menge Quallen kreuzten. Ja, jetzt wissen wirs, die Wetsuits sind also nicht nur wegen der Aerodynamik gaaanz wichtig :-)



In den frühen Abendstunden wurden wir von Scotty wieder kulinarisch verwöhnt, diesmal selbst gemachten Nachos und Steaks direkt vom BBQ-Heck des Broomsticks. Ein klein wenig haben wir uns dann noch mit unseren Landsleuten unterhalten, um uns anschließend wieder in unsere Koje zurück zu ziehen und einer erneuten Konfrontation mit der irischen Party-Meute zu entgehen. Die Nacht verlief genau wie die Nacht zuvor...nur dass mir diesmal niemand mehr oder weniger direkt vor die Nase gepinkelt hat! Ich denke, ich bin diesmal sogar auf ganze 3 oder 4 Stunden Schlaf gekommen und hab mich vom knarrenden Holz und den peitschenden Wellen nicht mehr ganz so aus der Ruhe bringen lassen, wie in den ersten 24 Stunden dieses Segel-Abenteuers.

Mittwoch, 7.30 Uhr Tagwache. Wer möchte raten, wie das Wetter war? Richtig...ÜBERRASCHENDERWEISE war der Himmel grau und bewölkt und das Spielchen ging wieder von vorne los! Der eigentlich geplante Tauchkurs fiel buchstäblich ins Wasser, da das Taucher-Boot aufgrund des Wellengangs nicht in der Lage war zu uns rauszufahren! Klingt komisch, ist aber so!
Nicht mal Schnorcheln war noch möglich...
Und wir alle wollten nur noch eins: zurück nach Airlie Beach!
Schließlich und endlich, ungefähr 2 Stunden vor Ankunft im Hafen, konnten wir blaue Flecken erkennen...und zwar nicht nur auf Armen und Beinen, sondern tatsächlich auch am Himmel! Die Wolken machten Platz für die Sonne und so haben wir zumindest kurz geschafft, es uns im Bikini und ganz ohne Regenmantel auf der "High-Side" gemütlich zu machen und damit dem Ende unserer Tour entgegen zu segeln.



Die Betonung liegt allerdings auch hier auf dem Wort "kurz", da uns der nächste Wolkenbruch noch einholte BEVOR wir den rettenden Hafen erreichten. Ich denke aber nicht, dass das noch irgendjemanden überrascht hat!

Zu guter letzt haben wir den Rest des Tages im Village Café in Airlie Beach verbracht...Zeitung gelesen...den strömenden Regen zur Abwechslung aus dem Trockenen beobachtet und auf unseren Airport-Shuttle gewartet. Und dann endlich hinein ins rettende Flugzeug...oooh ja, Luft ist ja ein so viel sympathischeres Element als Wasser...und ab zurück an die SUNSHINE COAST, die wir dann am liebsten nicht mehr so schnell verlassen hätten...

...aber wer will schon zurück nach Österreich ohne die Fijis und Neuseeland gesehen zu haben?! ;-)

STAY TUNED!





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