Sonntag, 18. Oktober 2009

Uluru/Ayers Rock - Outback

Freitag, 25. September 2009, 4 Uhr Früh: 
Rrrrrrrring, der Wecker läutet, reisst mich unsanft aus dem Schlaf und zwingt mich die Leiter meines Hostel-Stockbettes hinunter zu klettern, um mir den Weg durch die Finsternis bis ins Badezimmer zu bahnen. Ja, ich habe wirklich versucht jeden verfügbaren Funken Disziplin zusammenzukratzen, um einer morgendlichen Beweg-jetzt-ENDLICH-deinen-Arsch-ausm-Bett-und-tu-weiter-Standpauke von Mateja zu entgehen. Man glaubt es kaum, aber ich habe es zu dieser unchristlichen Uhrzeit tatsächlich bis unter die Dusche geschafft, bin weiters ohne Komplikationen in mein übliches Australia-Adventure-Outfit geschlüpft, habe Wasser, Müsliriegel, Sonnencreme und diverse andere lebensrettende Utensilien in meinem Rucksack verpackt und ordnungsgemäß die Bettwäsche abgezogen. Pünktlich um 5.10 Uhr saßen wir also im Eingangsbereich unseres Hostels und haben zusammen mit zwei weiteren Backpacker-Kollegen auf unseren nächsten Tour-Guide gewartet.
"Wer auch immer hier gleich zur Tür reinspaziert, ich habe starke Zweifel daran, dass es jemanden gibt, der in der Lage ist meinen Morgen-Grant zu besänftigen und mich dazu zu bringen so richtig aufzuwachen" dachte ich und war kurz davor an Matejas Schulter einzuschlafen. "GOOD MOOOOORNING"...da war sie...eine kräftige Stimme, die mich höchste Motivation und gute Laune befürchten ließ. Da stand er, unser Adventure-Tour-Guide...the one and only: TROY!
Immer noch skeptisch habe ich mich also mit Rucksack, Augenringen und Schweinehund Richtung Tour-Bus begeben, der uns zunächst ins Office des Tour-Veranstalters gebracht hat...irgendwo mussten wir ja schließlich noch unseren Voucher abliefern und ein paar Dollar extra für wenig ansprechende, aber dennoch lebensnotwendige Schlafsäcke hinlegen.
Das alles reicht allerdings noch lange nicht aus, um eine Conny Ertl munter zu machen. Wenn allerdings ein in Schlammfarben gekleideter Outback-Freak namens Troy aus dem Hinterzimmer auftaucht und mir eine Schlange unter die Nase hält, die - wie es sich für eine richtige australische Abenteuer-Agentur gehört - natürlich NICHT aus Plastik, sondern echt ist...dann zählt das definitiv zu den Dingen, die jede Faser meiner Körpers und Geistes erstaunlich schnell zum Aufwachen bewegen!
"That´s Snappy (to snap = zuschnappen!!!!)...wanna touch?"
Ich war wohl noch nicht ganz bei Sinnen, als ich tatsächlich um 5.30 Uhr morgens mitten in einem Büro in Alice Springs stand und eine Schlange gestreichelt habe...das ist wohl auch der Grund, warum es von diesem wunderbaren Moment keine Fotos gibt. Ich möchte nur so viel sagen: Snappy hat zu dem Zeitpunkt wohl ohnehin wesentlich besser ausgesehen als ich :-)
Mateja hat es inzwischen vorgezogen sich ein paar Meter von der Freundschaft zu entfernen, die sich zwischen mir und dem dezenten australischen Reptil anzubahnen schien. Naja, leider war ohnehin nicht genug Zeit, um sich ausgiebig um Snappy zu kümmern. Immerhin hatten wir nur heiße 48 Stunden Zeit, um bis zum Ayers Rock zu kommen und Zwischenstopps am Kings Canyon und bei den wunderbaren Olgas einzulegen.
Also: ab in den Bus und LOS!!



Da saßen wir also...müde, schweigend, skeptisch...und hatten für die erste Etappe 800 km vor uns. Es hat allerdings nicht lange gedauert, bis Troy die ersten Highlights anzukündigen hatte! Wir wollen wissen, wo von hier aus der Ayers Rock liegt? Antwort: die Zweite rechts! *gg*
Dieser Satz bekommt in der australischen Wüste mal ganz schnell eine andere Bedeutung!
Das lässt sich ganz einfach erklären: bis zum Ayers Rock biegt man tatsächlich original 2 Mal ab...einmal raus aus Alice Springs und dann nochmals zum Parkplatz am Ayers Rock Resort Zeltplatz...dazwischen liegen allerdings knappe 800 km, die zur Gänze genau so aussehen:


Nach ca. 200 km war dann zum ersten Mal Zivilisation in Sicht...wenn auch nur in Form einer einzigen Tankstelle: Erldunda! Der rettende Ort für Mensch und Maschine...danach kommt nämlich laaaaaaaaaaaaaaang nix mehr...NICHTS...GAR NICHTS!!


Was also tun, wenn sich der kleine Hunger zwischendurch meldet? Man braucht einfach nur den richtigen Tour-Guide! Troy fährt gerne mal rechts ran, verschwindet unter einem Busch und gräbt nach der Wurzel...tja...und wenn man Glück hat kommt so ein proteinhaltiger Genosse zum Vorschein, der durchaus als gesunder und bekömmlicher Snack für die Strapazen eines solchen Abenteuer-Tripps dient.


Ein Freiwilliger ist schnell gefunden. Wenig überraschend, dass es sich dabei um einen Engländer handelt, oder? :-P
Ich möchte dem sympathischen Herrn aus Manchester ja nicht unterstellen, dass er - und sämtliche seiner Landsleute - ohnehin keine Ahnung von Esskultur haben...dennoch war ich nicht wirklich überrascht, dass gerade ER keine Hemmungen hatte, das Schicksal des australischen Wurzel-Wurms zu besiegeln, indem er ihm den Kopf abgebissen hat, um anschließend den Rest seines wenig schmackhaften Körpers zu vertilgen.


Hmmmmmmmmmm...lecker...


Wir setzen unsere Fahrt fort...auf der Suche nach den nächsten Highlights...auf dem Weg durch die Wüste...meilenweit nur roter Sand und Asphalt.
Troy war aber definitiv der absolut beste Tour-Guide, den man sich für diese abenteuerliche Fahrt wünschen konnte. Er ist bereits seit über 10 Jahren zwischen Alice Springs und Darwin im Northern Territory/Outback unterwegs und hat dementsprechend viele Geschichten zu erzählen. Er schafft es außerdem jederzeit gute Laune zu verbreiten und seinen Schützlingen, in dem Fall: UNS, jede Menge Unterhaltung und unvergessliche Momente zu bescheren.
Nach Stunden des Geradeausfahrens entdecken wir dann tatsächlich ein wildes Kamel, das vor uns die Straße überquert...eine echte Seltenheit!


Während der langen, langen, laaaaaaaaaaaaaangen Fahrt hat Troy einige Möglichkeiten gefunden uns alle vor Langeweile zu bewahren. 
Erst hat er sämtliche iPods konfisziert und quer durch die Bank Musik aller anwesenden Nationalitäten gespielt. Als wir irgendwann bei ABBA´s "Dancing Queen" gelandet sind, fühlte ich mich gezwungen die Initiative zu ergreifen und - wieder einmal (siehe Great Ocean Road Tour *g*) - von meinem Platz in der letzten Reihe Richtung Tourbus-Pole-Position zu pilgern. Leider hatte mein iPod zu diesem Zeitpunkt so gar nichts österreichisches zu bieten...ich hab es aber dennoch geschafft Stimmung zu machen...wenn auch mit deutscher Hilfe...zugegeben...aber was wär in dem Moment, in diesem Bus, mit diesem Tourguide passender gewesen als "Troy" von den Fantastischen 4?! :-))))
Weiter ging es dann mit einer Art Outback-Speed-Dating...2 Minuten Zeit, um den jeweils nächsten unbekannten Sitznachbarn ein wenig kennen zu lernen. Für alle, die sich jetzt fragen, ob mein jeweiliges Gegenüber dabei den Funken einer Chance hatte überhaupt zu Wort zu kommen: JA...naja...ich hab mir wirklich alle Mühe gegeben freundlich und höflich zu sein und nicht die vollen 100 % der Konversation an mich zu reißen. Das australische Outback ist nämlich wirklich der letzte Ort auf dieser Welt, an dem man sich Feinde machen sollte *g*
Mateja hat sich prächtig mit einem sympathischen Pärchen aus der Schweiz verstanden, während ich wesentlich mehr Gefallen am trockenen Humor der Jungs aus Manchester, Dave und Lee, und unserem Lieblings-Outback-Aussie Troy fand.
Wir hatten jedenfalls ausreichend Zeit über sämtliche australisch/englisch/deutsch/österreichische Klischees zu diskutieren...und nach allen erdenklichen Witzen über Schnitzel, Bierbäuche, Arnold Schwarzenegger, Jodeln und Lederhosen, bei denen es mir nur selten an Schlagfertigkeit und Konter-Möglichkeiten fehlte, habe ich Troy´s Kommentar "You´re really funny for an Austrian" absolut als Kompliment aufgefasst :-)
Ja, so haben wir uns also die Zeit vertrieben und sind nach ein paar Stunden endlich an unserem ersten Etappen-Ziel angekommen: dem Kings Canyon!

Bei ca. 35 Grad Außentemperatur verlassen wir den klimatisierten Bus und haben direkt beim ersten Mal Luftschnappen wieder einen ganzen Haufen lästiger Fliegen im Gesicht! So bescheuert es auch ausgesehen hätte: zu diesem Zeitpunkt hätte ich wirklich einiges für einen Hut mit integriertem Gesichtsnetz gegeben. Vor allem aufgrund der Tatsache, dass uns eine 6 km Wanderung bevor stand...anders gesagt: 3,5 Stunden voller Schweiß, Fliegen und Dankbarkeit darüber, dass die letzte Zigarette schon Wochen zurück liegt und die Kondition somit zumindest nicht komplett im Eimer ist.
Nachdem mich mein Kreislauf aber dann doch gleich nach dem ersten heftig steilen Aufstieg im Stich gelassen hat, wusste ich zumindest wofür die Riesenflasche Wasser gut ist, die uns allen nahe gelegt wurde mitzubringen! Kurzzeitig dachte ich tatsächlich, ich müsste hier mitten am Kings Canyon das Zeitliche segnen...habe dann aber doch beschlossen wieder aufzustehen und gegen Hitze und Insekten-Attacken anzukämpfen!






DAS ist der Garden of Eden...schön...aber hab ich mir irgendwie anders vorgestellt *g*


Hier sagen sich FUCHS & HASE Gute Nacht...buchstäblich :-)



3 Worte, mit denen sich Troy beschreiben lässt? FASTER, STRONGER, BETTER :-)


GESCHAFFT!!


Die Aussicht entschädigt auf jeden Fall für alle Wander-Strapazen!




Fix, fertig, verschwitzt und erledigt erreichen wir am frühen Nachmittag wieder den Bus-Parkplatz, wo uns ein später Lunch erwartet. Wir helfen Troy ein paar Sandwiches vorzubereiten, erledigen den Abwasch und sind kurze Zeit später gestärkt und bereit für die zweite Etappe des ersten Tages: AUF ZUM AYERS ROCK!!
Troy hatte alle Hände voll zu tun uns rechtzeitig zum Sunset zum anvisierten Aussichtspunkt zu bringen...jede Minute hat gezählt...und wir haben unser Ziel buchstäblich in letzter Sekunde erreicht. Mit quietschenden Reifen hält der Bus, bewaffnet mit Jacken und Kameras hechten wir Richtung Aussichts-Pfad...und dann bleibt nur noch eines: die Beine in die Hand nehmen und LAUFEN!!!!
Ja, das war definitiv der sportlichste Tag...seit Langem *schwitz*
Glücklicherweise haben wir exakt den Moment des Sonnenuntergangs noch erwischt und konnten anschließend minutenlang das "Twilight" auf uns wirken lassen.


Das wäre grundsätzlich ein ziemlich romantischer Moment...wenn man den Blick nicht ausgerechnet auf die Olgas richtet, die - bei genauem Hinsehen und der Info von Troy - original aussehen wie Homer Simpson, der auf dem Rücken liegt *gggg*


Später am Abend erreichen wir dann endlich das Ayers Rock Resort und den für uns reservierten Zeltplatz! Ich weiß, ich weiß..."Resort" klingt jetzt irgendwie nach Hotelanlage...nach einer Art Oase inmitten der australischen Wüste. Aber nein...wenn schon Abenteuer, dann bitte das volle Programm!!
Von Annehmlichkeiten wie Bettwäsche oder Licht/Elektrizität waren wir weit entfernt...im wahrsten Sinne des Wortes :-)
Erst haben wir uns mal ein Zelt ausgesucht. Mateja und ich haben beschlossen eine dieser einfachen Behausungen mit Felix aus Bayern und Tatjana aus der Ukraine (die inzwischen allerdings schon seit einigen Jahren in Sydney lebt) zu teilen...schließlich weiß man ja nie so genau, was einen des Nächtens im Outback so alles erwartet...da ist man in Sachen Verteidigung zu Viert bestimmt besser gewappnet als zu Zweit! :-)
Troy hat inzwischen Feuer gemacht und begonnen das BBQ vorzubereiten. Bei diesem Dinner haben uns allerdings nicht nur Beef-Steaks, sondern auch Kangaroo- und Camel-Sausages neben Potato Pie und Salat erwartet. An dieser Stelle kann ich nur sagen: Kamele sind tatsächlich ganz wunderschöne Tiere, sind aber auch in gegrillter Form durchaus empfehlenswert *g*
Nach dem Essen ist nicht nur die nächtliche Finsternis, sondern vor allem Wind und eisige Kälte über uns herein gebrochen. Mit den Worten "it might get a little bit chilly" hat Troy die Sleeping Bags an uns ausgeteilt, während wir uns gefragt haben, wie wir die Nacht wohl überleben werden. Während ich mir mehr Sorgen um die Kälte gemacht habe, hat sich Mateja den Kopf über alle möglichen tierischen Attacken zerbrochen, die uns eventuell erwarten könnten.
Ganz nach dem Motto "Ablenkung ist die beste Verteidigung" haben wir uns erst mal zusammen mit unseren Outback-Reise-Kumpanen ums Lagerfeuer versammelt, wo uns Troy schon mit einigen lustigen Spielen erwartet hat:

1) I CAN SEE THE MOON IN THE SPOON
2) A TRIP AROUND THE WORLD
3) 2 UP, 2 DOWN, 1 UP 1 DOWN

Hehehehehehehe...DAS war ein Spaß!! Und ich werde einen Teufel tun und diese Spiele an dieser Stelle ausführlich erklären...das würde mir nämlich die Gelegenheit nehmen euch alle beim nächst großen Get-Together in die Pfanne zu hauen :-P
Bevor wir Mädels uns dann noch in Richtung Duschen begeben wollten, hatte Troy noch eine kleine Überraschung parat: SWAGS!
Am Anfang war ich ein wenig verunsichert, weil sich das für mich verdächtig nach "Sarg" angehört hat *g*
Zur Erklärung: ein Swag ist das australische Wort für "Bettrolle", also eine Art Schlafsack, allerdings ausschließlich für das Outdoor-Schlaferlebnis gedacht!
Damit wären wir auch schon bei dem Angebot, das uns Troy an dieser Stelle gemacht hat: wollen wir die einzigartige Chance ergreifen mitten im Outback, im Freien unterm australischen Sternenhimmel am Lagerfeuer zu schlafen?
Meine Augen haben begonnen zu Leuchten und Mateja konnte mir die Abenteuerlust wohl ansehen, während ich in ihrem Gesicht wohl weniger Freudentränen als Angstschweiß bemerkte! Mit dem Argument, dass es Schlangen hier draußen ohnehin zu kalt wäre und sich Spinnen, vor allem des Nächtens, mit Vorliebe INDOOR anstatt an der frischen Luft verstecken, konnte ich Mateja dann tatsächlich davon überzeugen sich ebenfalls einen Swag zu schnappen und das Nachtlager am Feuer aufzuschlagen.
Dann folgten letzte Instructions von Troy:
Swag aufrollen - mit Schlafsack im Swag gemütlich machen - Schlafsack zumachen - Swag zuziehen UND: Schuhe unterm Kopfteil verstecken! Warum? Weil die Wahrscheinlichkeit sonst verdammt hoch ist, dass die Treter den Besitzer wechseln...Dingos haben wohl eine Vorliebe für Schuhwerk, das ein Duft-Gemisch aus verschwitzten Wander-Socken freisetzt.
Naja...fragt sich nur was besser ist...diesen Geruch selbst beim Einschlafen unterm Kopf bzw. in der Nase zu haben oder am nächsten Morgen mit einen Dingo am Schoß bzw. einem Paar Schuhe weniger aufzuwachen *g*


Eine ebenfalls einzigartige Erfahrung war der nächtliche Weg zu den Duschen. Wir waren ausgerüstet mit Taschenlampen und auch in Sachen Hygiene gab es an den Duschen und WC´s nichts auszusetzen. Wenn man allerdings kurz davor steht eine Nacht im Outback zu verbringen, dann zählt DIESES PLAKAT wohl zu den Dingen, mit denen man sich am aller wenigsten auseinander setzen will:

Ob uns das davon abgehalten hat trotzdem Outdoor zu schlafen? NEIN :-)
Gegen 23 Uhr haben wir uns also schließlich in unseren Swag gekuschelt. Eingepackt in alles, was mein Rucksack an Hosen, Westen und Schals hergegeben hat, bin ich mit dem Geräusch des knackenden Holzes im Lagerfeuer unter einem wunderschönen Sternenhimmel eingeschlafen.
Klingt schön, oder? Irgendwie romantisch...fast schon kitschig...
Ich lasse diesen Moment noch kurz am Leben...ganz kurz...bevor ich leider sagen muss: von Romantik war dieses Erlebnis meilenweit entfernt! Es war KALT, es war WINDIG und der eine oder andere Outdoor-Kollege hat in dieser Nacht mehr Zeit damit verbracht, sich darauf zu konzentrieren seine Blasentätigkeit zu unterdrücken, als seinen Blick in den Sternenhimmel schweifen zu lassen *gg*
Irgendwie haben es aber doch alle geschafft einzuschlafen...früher oder später! Immerhin wollten wir am nächsten Morgen den Sonnenaufgang am Ayers Rock bewundern!
Und wie hätte dieses Highlight besser "eingeläutet" werden können, als mit einem Tourguide, der um 4.30 Uhr (!!!!!!!!!!!!!!!!) wie ein Wahnsinniger mit-einem-Löffel-auf-einen-Metall-Topf-schlagend um das inzwischen erloschene Lagerfeuer tanzt und brüllt "GOOD MORNING BEAUTIFUL PEOPLE, IT´s TIME TO RISE´n SHINE!!"
Wenn ich mich richtig erinnere waren meine ersten Worte an diesem "Morgen": What the f***?!
Ich habe die Augen geöffnet und mich so gaaaaar nicht ausgekannt...warum? Weils finster war...STOCKFINSTER...und ja, da war immer noch derselbe Sternenhimmel wie kurz zuvor beim Einschlafen. Glaubt Troy allen ernstes, dass ich mich jetzt auch nur einen Zentimeter aus meinem Swag hinaus in die Kälte begebe??
Die Antwort auf diese Frage lautet JA *seufz*
Hilft alles nix, ich musste mich aus meiner schützenden Schlaf-Hülle schälen und bevor ich mich ausgiebig über die Tatsache freuen konnte, das ich erstens noch am Leben war und zweitens immer noch im Besitz meiner inzwischen vom Wüstensand rot gefärbten Sportschuhe, stand ich auch schon vor Troy, der mich (und meinen morgendlich-grantigen Gesichtsausdruck) mit den Worten: "Conny, you´ve never looked more beautiful" und einem schadenfrohen Grinser beim Frühstück erwartete. Mit einem herzlichen "FUCK OFF" habe ich mir einen Kaffee - oder wie auch immer man das braun-wässrige Gesöff nennen mag - organisiert und geduldig auf die bevorstehende Abfahrt gewartet.

Kurze Zeit später lässt sich vom Bus aus die Silhouette eines massiven Felsens in der Dunkelheit erkennen...da ist er...ENDLICH: ULURU...der Ayers Rock! Unter den Klängen von Moby´s "Natural Blues" fahren wir dem Sonnenaufgang entgegen und finden uns rechtzeitig am schönsten Spot ein, den die australische Wüste um diese Uhrzeit zu bieten hat.
Entgegen aller Erwartungen, die manch einer aufgrund der folgenden Fotos haben wird: es war tatsächlich alles andere als warm, es war a****kalt...ja, nämlich so rrrrrrrrichtig arschkalt, um genau zu sein!!
Wenn man allerdings die Möglichkeit hat zu beobachten, wie sich "The ROCK" mit der aufgehenden Sonne langsam in ein intensives Rot färbt, sind alle Frostbeulen in dem Moment vergessen.
EIN UNVERGESSLICHES ERLEBNIS!



Immer noch fasziniert von diesem beeindruckenden Naturschauspiel steigen wir zurück in den Bus, um uns auf der anderen Seite des Ayers Rock für den 9 km langen Uluru Base Walk zu rüsten. Theoretisch gäbe es auch die Möglichkeit den Fels hinauf zu klettern. Wenn das Wetter aber nicht mitspielt und wie an diesem Tag auch nur das kleinste bisschen Wind zu spüren ist, wird der Uluru-Climb geschlossen. Verständlich, dass die Auflagen hier sehr streng sind und die Bedingungen perfekt sein müssen, nachdem es in den letzten Jahren mehr als 35 mehr oder weniger heftige Kletter-Unfälle am Ayers Rock gegeben hat.


Ich persönlich habe ohnehin den Base Walk vorgezogen. Mateja meinte, es kann ja nicht so lange dauern einmal um diesen Felsen herum zu spazieren. Mit ihrer 30-Min-Schätzung lag sie dann aber doch heftig daneben!
Die gemütliche Wanderung durch den Uluru-Kata Tjuta National Park, in die uns Troy mit den Worten "Just keep walking and make sure that the Rock is always on your right hand side" *gg* führte uns einmal komplett um den Ayers Rock herum und hat uns noch einige wunderschöne Eindrücke beschert.
Während wir also knapp 2,5 Stunden vor uns hin spaziert sind, hat sich Troy entschlossen sich seinem Sportprogramm zu widmen...dieser Freak! Nach all den Jahren ist ihm die Wanderung alleine wohl zu wenig, darum tauscht er dort seine Outback-Treter gegen Sportschuhe und nutzt die Gelegenheit, um den Uluru zu LAUFEN...während wir ihm mit offenem Mund hinterher starren und uns fragen, wo zur Hölle er nur so viel Energie her nimmt!
Später hab ich mir dann von ihm persönlich erzählen lassen, dass er noch vor ein paar Jahren weit über 100 kg gewogen hat, dem BBQ und dem australischen Bier heftig zugetan war und bis zu eine Schachtel Zigaretten am Tag geraucht hat. Irgendwann hat er beschlossen sein Leben zu ändern...tja, und heute ist er fit wie ein Turnschuh und nimmt sogar an diversen Bergsteiger-Competitions teil. Bei einem dieser Wettkämpfe, den man sich der Beschreibung nach wie den australischen "Iron Man" vorstellen kann, hat er es sogar unter die besten 10 geschafft und sich danach das Tattoo auf seiner Wade stechen lassen (FASTER, STRONGER, BETTER)!


Hier noch ein paar Facts & Figures zum Ayers Rock: Entdeckt wurde dieser, zugegeben unübersehbare, Felsen überraschenderweise erst im Jahr 1873.
Höhe: 348 m
Ja, und hier hört mein Know-How in Sachen Uluru auch schon auf. Ich muss gestehen, dass ich Zahlen, naturwissenschaftliche und geschichtliche Details nur äußerst selten behalten kann...viel lieber beschäftige ich mich damit Bilder auf mich wirken zu lassen und dabei neue Leute kennen zu lernen, um mit ihnen übers Leben zu philosophieren...ob in Amerika, Canada, Malaysia, auf der Great Ocean Road oder in der australischen Wüste...die Menschen, die ich kennen lerne sind für mich immer noch der aufregendste Teil meiner Reisen und die bleibendste Erinnerung.
"A journey is best measured in friends, rather than miles" - Tim Cahill



Schweren Herzens verabschieden wir uns am Nachmittag von unserem Besuch beim Ayers Rock und machen uns auf zu unserm letzten Reiseziel: den Olgas. Die Olgas sind eine Gruppe von 36 Inselbergen und bilden zusammen mit dem Ayers Rock den Uluru-Kata Tjuta National Park, wie vorhin schon erwähnt. Diese beiden massiven Fels-Formationen sind vor ca. 500 Mio Jahren (!!) gemeinsam entstanden und tatsächlich auch unterirdisch miteinander verbunden. Die Kata Tjuta, was übersetzt so viel wie "viele Köpfe" bedeutet, sind also nur die Spitze des Eis- oder naja, in dem Fall Granitbergs :-)



Am Samstagnachmittag neigt sich unsere Tour dem Ende zu und wir sind auf dem Weg zurück Richtung Alice Springs. Am Abend halten wir noch einmal an der Wüsten-Tankstelle "Erldunda", wo sich uns ein Bild bietet, das die australische Mentalität vor allem in Sachen Sport nicht besser hätte wieder spiegeln können: vor der Tankstelle - keine Menschenseele. Aber in dem kleinen Diner herrschte reges Treiben: Tankstellenbetreiber, Kellner, Trucker und Touristen saßen alle zusammen gebannt vorm Fernseher, um das AFL Grand Final zu verfolgen: St. Kilda vs. Geelong - DAS SPIEL DES JAHRES, live aus dem MCG in Melbourne!

Danach lagen "nur noch" ein paar hundert Rest-Kilometer vor uns, um zurück nach Alice zu kommen. Während ich im Bus saß und die letzten Eindrücke der Wüste auf mich wirken ließ, wurde mir bewusst, dass unser Mid-Semester-Break-Abenteuer in Kürze ein Ende haben würde. Wieder einer dieser Momente, in dem einem klar wird, wie schnell die Zeit vergeht...
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschieden wir uns von Troy, der uns wohl behalten im Haven Hostel abliefert.
Dort verbringen wir noch eine Nacht, bevor wir uns am nächsten Morgen vorm Check-Out auch noch von PUFF, der netten Haven-Agame verabschieden *hehehehehehe*


Einmal gehts noch: wieder zum Flughafen, wieder zum Check-In, wieder zum Boarding...noch ein Start, noch eine Landung: Alice - Sydney - Brisbane...ab "nach Hause" an die Sunshine Coast...müde und erledigt, aber mit einem glücklichen Leuchten in den Augen, vielen Fotos und noch mehr Geschichten, die darauf warten erzählt oder niedergeschrieben zu werden :-)



Der Mid-Semester-Break 2009: Sydney - Melbourne - Great Ocean Road - Adelaide - Alice Springs - Uluru/Ayers Rock...always expect the unexpected! Schön war´s...ich würde es wieder und wieder ganz genau so machen!! ;-)



Dienstag, 13. Oktober 2009

The Red Centre: Alice Springs (Part I)

Donnerstag, 24. September 2009
Status: das Geld wird knapp, die Augenringe größer und mein Ohr ist immer noch zu.
Hält mich das als reise- und abenteuerlustigen Auslandsstudenten davon ab, mich mit letzter Kraft für einen krönenden Abschluss ins Outback zu stürzen? NEIN! :-)
"Viel Lärm um nichts"...ungefähr so würde ich den Landeanflug beschreiben *g*. Ein Blick aus dem Fenster und schnell wird klar: We are in the middle of nowhere! We are in the Red Centre of nowhere!
Noch ein paar Tage zuvor war ich davon überzeugt, dass es wohl keinen Ort auf dieser Welt gibt, der noch verlassener, noch verlorener und noch einsamer ist als Ouyen. Ich erinnere mich an die Tankstellen-Idylle, die kühlen Temperaturen und den Hauch von Zivilisation, der mir dort um die Nase wehte.
Nicht so in Alice Springs. Umgeben von rotem Staub, Wüste und knapp 35 Grad Außentemperatur verlassen wir das Flugzeug, um gemütlich über die Runway zur kleinen Ankunftshalle zu spazieren. JA, spaziert sind wir...der Flughafen ist klein genug, um sich Shuttle-Busse zu sparen.




Über den aborigine-kunst-gemusterten Teppich bewegen wir uns Richtung Baggage Claim...also naja, ein dezentes Förderband eben, auf dem die Habseligkeiten der Wüstenbewohner und Touristen aus aller Welt ans Tageslicht befördert werden. Auch ich erwarte dort voller Sehnsucht meinen oversize-eingecheckten Handgepäcks-Trolley, um es mir anschließend neben Mateja im vom Hostel zur Verfügung gestellten Shuttle-Bus gemütlich zu machen. Da sind wir also...hier zeigt sich uns das einzigartige Herz Australiens...hier werden wir in Kürze unser blaues...naja, genau genommen ROTES Outback-Wunder erleben!
Wir fahren über zwei oder drei Landstraßen und bevor ich die freudige Erwartung auf Alice Springs City noch in Worte fassen kann, biegen wir auch schon auf den Parkplatz des "Haven" Hostels ein. "Wie jetzt? Wo ist denn die Stadt?" Nun ja..."that´s pretty much it"
Beim Einchecken lassen wir uns die Umgebung beschreiben. Das Gespräch mit der freundlichen Rezeptionistin war dementsprechend kurz, da einen in Alice Springs nicht unbedingt viele Highlights erwarten. So blieb uns für den ersten Abend-Spaziergang nur die Frage: zu Cole´s oder Woolworths? :-)



Erstmal haben wir uns allerdings auf die Suche nach unserem Zimmer gemacht. Ist immer wieder spannend die Tür zu seinem nächsten Backpackers-Dorm zu öffnen...inzwischen waren wir schon auf alles gefasst! Aber ich muss sagen, dank dem Tipp von Elyse (unserer Mitbewohnerin im Unicentral, who was born and bred in Alice Springs) haben wir wohl tatsächlich das sauberste, schönste, neueste Hostel-Zimmer auf dem ganzen Kontinent erwischt. Das 8-Bett-Zimmer war nur zur Hälfte belegt und wir hatten sogar unser eigenes Badezimmer...ja, es sind die kleinen Dinge, die einen glücklich machen. In Hostel-Badezimmern, speziell in solchen, die ganzen Etagen zur Verfügung stehen, bieten sich einem nämlich diverse Anblicke, die ich hier weder durch Bilder noch durch Worte dokumentieren möchte...



Anyway...die Matratzen waren neu, auch die Betten haben weder gequietscht noch sonst irgendwie den Eindruck des unmittelbaren Zusammenbruchs gemacht und die Mitbewohner haben bei unserer Ankunft - und auch beim Schlafengehen - sympathischerweise durch Abwesenheit geglänzt.
Zunächst haben wir uns allerdings auf den Weg nach Downtown Alice Springs gemacht...hehehehehehehe...vergleichbar mit pulsierenden Metropolen wie Downtown Böheimkirchen, Downtown Maria Anzbach oder auch Downtown Gramatneusiedl *gg*


Unsere ersten Eindrücke:

1) Fliegen...üüüüüüberall ekelhafte, kleine, schwarze, australische Fliegen...und nein, die fliegen nicht einfach nur so durch die Luft, das wär ja nur halb so wild...
Ich erinnere mich an Kühe...Kühe, die ich in dem Fall wirklich als "arme Schweine" bezeichnen würde, wenn ich daran denke, dass diese armen Nutztiere keine Arme haben, um die Fliegen aus dem Gesicht...den Augen, der Nase, den Ohren zu vertreiben. Das sind nämlich die absoluten Hotspots, da wollen sie hin die kleinen Biester. Auch Sonnenbrillen halten sie nicht davon ab frontal drauf los zu fliegen und links, rechts, oben, unten, ÜBERALL in diverse Gesichtsöffnungen hineinzuklettern...iiiiiiiiiiiiiiiiiiii...pfui...grauslich!!
An dieser Stelle übrigens ein herzliches Danke an Mami´s Reiseapotheke und den darin enthaltenen Insektenspray, den ich - vorausschauend wie ich nun mal denke - natürlich mitgenommen hab: HAT NICHT GEHOLFEN!!!!! GAR NICHT!! Die gemeine australische Gesichts-Fliege ist wohl immun gegen europäische Insekten-Bekämpfungsmittel und lässt sich dadurch so gut wie gar nicht von nerv-tötenden Attacken im Sekunden-Takt abhalten.

2) Aborigines
Nein, lieber Papa, das ist jetzt nicht so aufregend, wie es sich anhört und NEIN, ich habe keinen von ihnen persönlich kennen gelernt. Aber glaub mir: das ist auch besser so!
Ein Großteil der Einwohner von Alice Springs hat Aborigine-Wurzeln und lebt mehr neben als mit dem Rest der Wüsten-Bevölkerung. Die meisten davon sind obdachlos, leben auf der Straße, versuchen sich ein wenig Geld durch den Verkauf von Handarbeiten dazuzuverdienen oder hoffen auf die Großzügigkeit von Touristen. Viele sind auch dem Alkohol sehr zugetan und verweigern jegliches Entgegenkommen der australischen Regierung, die immer wieder neue Unterkünfte, Bildungseinrichtungen und Ausbildungen zur Verfügung stellt.
Aborigines leben außerdem nach der Überzeugung, dass die Welt nicht den Menschen, sondern die Menschen der Welt gehören. Soll heißen: wir sind Teil unseres Planeten, wir gehören der Erde. Ja, und danach leben sie auch, mit Leib und Seele. Für mich persönlich ist der Part "Seele" durchaus nachvollziehbar, respektabel und akzeptabel. Wenn allerdings für den "Leib" jegliche Hygiene verweigert und Regen als einziges Reinigungsmittel verwendet wird, so bringt das dann doch einige nicht ganz so erhebende Aborigine-Begegnungen mit sich. 

3) Die Hitze!!! Oooooooooooh diese Hitze! Über 30 Grad und trockene Wüstenluft. HIMMEL, was bin ich froh, dass wir diese Tour im September gemacht haben! DAS ist nämlich erst der Anfang. Vor allem in Alice Springs und ein Stück weiter nördlich in Darwin klettern die Temperaturen noch locker gute 15 Gräder weiter hinauf...absoluter Hitze-Höhepunkt: Weihnachten!
Am ersten Abend waren jedenfalls nur zwei Missionen zu erfüllen: Abendessen beschaffen und Police Station suchen :-)
Zweiteres gestaltete sich zeitaufwendiger als ich dachte. Nicht, dass ich das beschauliche Wachzimmer nicht gleich gefunden hätte...ist ja recht überschaubar, das Städtchen, aber dort angekommen war tatsächlich weit und breit kein Police Officer zu finden! Wie gut, dass ein österreichisch-australischer Patch-Exchange nicht wirklich ein rasend tragischer Notfall ist. Mateja und ich haben es uns also im Office gemütlich gemacht und auf die Herrschaften der Exekutive gewartet...und gewartet...und gewartet...und gewartet...bis dann schließlich zwei in schlamm-farbiger Uniform gekleidete Beamte auf Fahrrädern angebraust kamen. Auch diese beiden Freunde und Helfer kamen in den Genuss meines inzwischen perfektionierten und auf mehreren Kontinenten bekannten Wanna-exchange-Police-patches-Satzes :-)



Natürlich konnte sich auch dieser freundliche Polizist nicht unmittelbar entkleiden, um das Emblem aus seiner Uniform zu schneiden, er hat mich also gebeten vor meiner Abreise nochmals wieder zu kommen, bis dahin würde er einen Northern Territory Patch beschaffen.
So weit, so gut...thank´s, cheers, goodbye und auf Wiedersehen...ab zu Woolworths auf ein studentenbudget-freundliches Abendessen, das wir in Form von Pizza-Rolls, Joghurt und O-Saft in der Wüsten-Idylle der Hostel-Einfahrt zu uns genommen haben. Und weil sich so ein deliziöses Abendessen in Gesellschaft viel besser genießen lässt, hat sich ein junger Typ namens Bosman aus Südafrika zu uns gesetzt. Diese Begegnung war kurz, aber durchaus erwähnenswert. Alleine schon deshalb, weil mir noch kein Mensch auf der Welt begegnet ist, der soooooo begeistert davon war Österreicher kennen zu lernen *g*
Eine seiner ersten Fragen war, ob in unserem wunderschönen Heimatland eigentlich alle so aussähen wie ich :-))))))
Er hat uns erzählt, dass sein Auto abgefackelt wurde und er hier nun mehr oder weniger festsitzt, bis er genug Geld verdient hat um wieder weiter zu ziehen. Wir hätten uns bestimmt noch stundenlang weiter mit ihm unterhalten können...ausgehen und ein oder zwei oder viele Biere trinken können...doch an diesem Abend hat uns unser Weg nur noch in eine Richtung geführt: Haven, Zimmer 5, Stockbett, Mateja: unten, ich: oben...same procedure as everywhere!
Ja, wir haben unsere Sachen für den nächsten Tag gepackt, den Wecker auf 4.00 Uhr gestellt und sind verdammt früh schlafen gegangen.

Tja, wer ins Outback will, muss eben mit der Sonne aufstehen :-)

...TO BE CONTINUED...

Samstag, 3. Oktober 2009

Kroatische Gastfreundschaft in Adelaide

Mittwoch, 23.9.2009: Endlich, endlich raus aus dem Bus! Willkommen in der Hauptstadt South Australias, dem Festival State! Einem Landvermesser namens Colonel William Light ist es zu verdanken, dass diese Stadt im Jahr 1836 schachbrettartig angelegt wurde, und nicht mal für einen orientierungslosen Menschen wie mich auch nur ansatzweise die Gefahr besteht irgendwo verloren zu gehen! Dazu kommt die Tatsache, dass Adelaide mit seinen knapp 1,1 Mio Einwohnern doch ein ganz überschaubares Städtchen ist, für das man auf der Durchreise definitiv nicht allzu viel Zeit einzuplanen braucht. Anders verhält es sich da mit der Gegend um Adelaide, bekannt für ihre wunderschönen Weinberge und Heimat vieler australischer Qualitätsweine. Weiter möchte ich auf dieses Thema allerdings nicht eingehen...kann ich ja auch gar nicht...unsere Weintasting-Tour haben wir aus bekannten Gründen ja leider verpasst *grmpf*
Da waren wir also, mitten in Adelaide...der letzte Zwischenstop auf dem Weg nach Alice Springs, um dann wieder "nach Hause" an die Sunshine Coast zurückzukehren. 
Diesmal hat Mateja ausnahmsweise mal ihre Beziehungen spielen lassen und tatsächlich Bekannte ihrer Familie ausfindig gemacht, die in einem Vorort von Adelaide wohnen und sich freundlicher- wenn auch unbekannterweise bereit erklärt haben uns für eine Nacht in ihrem trauten Heim aufzunehmen. Alisa ist gebürtige Kroatin und mit Toni, einem italienisch-griechischen Australier verheiratet. Zusammen haben die beiden zwei HINREISSENDE Kids: Michael (7) und Stephanie (9), einen deutschen Schäferhund und ein Haus, das gerade renoviert wird. Mit Mateja und mir, zwei inzwischen mehr oder weniger abgewrackten Mid-Semester-Breakern, war die Mischung dann perfekt :-)
Bevor wir also von Toni direkt im Zentrum abgeholt wurden, blieben uns noch knapp 2 Stunden, um ein bisschen durch die Straßen zu schlendern. Straßen, die ÜBERRASCHENDERWEISE Namen trugen, die uns doch schon recht geläufig waren: King William Street, King William Road, Flinders Street, usw. usw.
Ja, ich muss sagen, es gibt einem eine gewisse Sicherheit, wenn man zwei Wochen lang überall - und dabei spreche ich, nochmals zur Erinnerung, immerhin von 4 Staaten und einem Territory - das Gefühl hat, sich inzwischen in vertrauter Umgebung zu bewegen, weil zumindest die Straßennamen einfach überall dieselben sind :-)
Man vertreibt sich also auch am besten die Zeit, in dem man alten Gewohnheiten nachgeht, in meinem Fall dem Sammeln von Police-Patches für meinen Daddy! Diesmal konnten zwei Police-Ladies ihr Glück kaum fassen, als ich mein wunderschön rot-weiß-rotes Aufnäh-Dings mit dem österreichischen Wappen vor Ihnen auf den Tisch gelegt habe. Leider hatten auch die beiden grade kein australisches bei der Hand. Ich hoffe also inzwischen auf Post-Patches aus Melbourne UND Adelaide...verlasse mich aber darauf tatsächlich welche zu bekommen...Ehrensache, oder? Wäre wirklich ganz fuuuuurchtbar, wenn die Freunde und Helfer darauf vergessen würden...dann müsste ich ja wohl oder übel wieder dorthin zurück...WELCH SCHRECKLICHER GEDANKE :-P
Lieber Papa, da kannst du mal sehen, hier werden weder von meiner Seite noch von Seiten der australischen Exekutive Kosten und Mühen gescheut um die internationalen Polizei-Beziehungen zu pflegen ;-)
Einen Kaffee bei Gloria Jean´s und einen Spaziergang über die King William Street später wurden wir auch schon von Toni vor der städtischen Bücherei abgeholt. Erstaunlicherweise hat auch er uns sehr schnell gefunden, obwohl wir ihn noch nie zuvor gesehen hatten! Mit dem Auto ging es also "heimwärts", wo wir bereits freudig erwartet wurden. Ich muss wirklich sagen, dass ich selten in meinem Leben so herzlich empfangen wurde, wie an diesem Tag in Adelaide! Wirklich eine ganz tolle, unglaublich nette Familie, die wir da kennen gelernt haben. Naja, bis auf den Hund vielleicht...den haben wir zwar nie zu Gesicht bekommen, er hat sich aber gemeingefährlich angehört *g*



Man muss sich mal vorstellen...da kommen zwei unbekannte Mädels einfach so ins Haus spaziert und bekommen sofort jede ein eigenes Zimmer: Stephanie hat Mateja ihr Girlie-Girl-Zimmer zur Verfügung gestellt, während ich das Vergnügen hatte in Michael´s coolem Jungs-Gemach zu nächtigen. Ich brauche wohl nicht extra dazu zu sagen, dass ich über diese Aufteilung sehr glücklich war...ganz abgesehen von der Tatsache, dass ich ENDLICH mal wieder ein Zimmer ganz für mich allein hatte! Nein, Mateja schnarcht nicht und ist auch sonst eine ganz wunderbare, komplikationslose und angenehme Reisepartnerin/Mitbewohnerin, aber dennoch ist so ein bisschen Privatsphäre zwischendurch nicht ganz unwillkommen.
Wer nun denkt, damit hätte die Gastfreundschaft an diesem Abend schon ein Ende, der irrt. Das war nämlich erst der Anfang. Wir haben uns alle am großen Esstisch eingefunden. Mit "alle" meine ich an dieser Stelle nicht nur Alisa, Toni, Michael, Stephanie, Mateja und mich...nein, da waren dann auch noch Toni´s Schwester samt Ehemann und weiteren zwei ENTZÜCKENDEN Kindern. Und ja, das muss ich betonen und das hat gar nichts mit meiner biologischen Uhr oder sonstigen übermäßigen Sympathien für minderjährige Zeitgenossen zu tun, aber wenn Kinder so wirklich richtig gut erzogen sind, sich gut benehmen, höflich sind und noch dazu wahnsinnig lieb und super intelligent...dann beeindruckt mich das, es freut mich und gibt mir Hoffnung, dass die nachrückenden Generationen doch auch noch Werte vermittelt bekommen, die inzwischen vielerorts mehr und mehr in Vergessenheit geraten.

Jedenfalls saßen wir da alle versammelt am Esstisch und wurden mit dem absolut besten Abendessen seit Langem verwöhnt: Brathendl (4 the Germans: Hühnchen *g*) mit Erdäpfelpüree (Kartoffelbrei), frischem Gemüse und Salat. Boah war das lecker!! Von dem Schokoladenkuchen zum Dessert will ich gar nicht erst anfangen :-)
Und weil ich mich dort - nicht nur aufgrund der kulinarischen Gegebenheiten, sondern vor allem auch wegen der netten Gesellschaft - so unglaublich wohl gefühlt habe, fühlte ich mich dazu veranlasst vor versammelter Runde eine Reiseanekdote nach der anderen zum Besten zu geben. Dazu gehörte natürlich auch die Geschichte unserer verpassten Winetasting-Tour. Unser hilfsbereiter Gast-Papa Toni war auch in diesem Fall sofort zur Stelle und hat sein Bestes getan, um den Verlust unserer Tour durch seinen hauseigenen Wein-Vorrat zu kompensieren. Und was soll ich sagen? Ich war von der ersten Flasche Wein so begeistert, dass auch die zweite nicht lange auf sich warten ließ. Wir hatten also alle einen wirklich gemütlichen und lustigen "Familien"-Abend, an dem Mateja und ich später müde aber glücklich in "unsere" Kinderbetten gefallen sind :-)
Am nächsten Morgen hat uns dann auch gleich ein sensationelles Frühstück erwartet. Verwöhnt und gestärkt haben wir uns also noch einmal auf den Weg in die Innenstadt gemacht.









Uns blieben ganze 2 Stunden für ein wenig Sightseeing, danach mussten wir auch schon wieder los Richtung Flughafen, wo meine Taktik den roten Handluggage-Trolley leichter aussehen zu lassen als er eigentlich ist, übrigens zum ersten und einzigen Mal nicht aufgegangen ist. Ich wurde gezwungen das Ungetüm beim Check-In der Tiger-Airways auf die Waage zu stellen...und naja...als die Anzeige 13,5 statt der erlaubten 7 kg anzeigte, hab ich gar nicht erst noch versucht mir irgendwelche Ausreden einfallen zu lassen *g*
25 $ später musste ich dann allerdings auch noch zum OVERSIZE-LUGGAGE-Check-IN...also nicht ich persönlich *g*, aber mein Trolley...ist das zu fassen? Und das alles, weil sich der Henkel meines (bzw. Mamis) wunderbaren Handgepäck-Koffers nur einfahren lässt, wenn ihm grade danach ist. Tja, das Teil musste also tatsächlich separat eingecheckt werden, damit es auch an keinem Förderband zwischen Adelaide und dem achso großen Outback-Airport in Alice Springs hängen bleiben kann!
So weit, so gut...auf zum rrrrichtig abenteuerlichen Part...ab ins Outback --> Alice Springs, wir kommen!

@ALISA, TONI, STEPHANIE & MICHAEL: we had such a good time, thank you sooo much for everything!! :-)

Freitag, 2. Oktober 2009

Great Ocean Road - always expect the unexpected

Montag, 21.9.2009: Tagwache um 5.30 Uhr. Wir sagen Goodbye und Auf Wiedersehen Melbourne. Schweren Herzens stehe ich zum vermeintlich letzten Mal mit dem Blick zur Skyline, lasse die letzten Tage Revue passieren und schon gehts auf zu unserem nächsten Abenteuer: die Great Ocean Road entlang bis zum Highlight: den 12 Apostels! Die von uns gebuchte Tour wird als Day-Trip angeboten: Früh morgens Abfahrt in Melbourne und abends natürlich auch wieder zurück. Nachdem uns unsere Reise allerdings ohnehin nach Adelaide weiterführen sollte, haben wir uns entschieden auf die Rückfahrt zu verzichten. Wäre doch sinnlos wieder zurück zu fahren, wenn wir doch die halbe Strecke schon geschafft haben. Zusammengefasst bedeutet das: Montagmorgen Abfahrt zur Great Ocean Road, Übernachtung in Port Campbell nahe den 12 Apostels und anschließende Weiterfahrt mit Zug oder Bus (wir sind ja flexibel) am Dienstagmorgen, womit wir mehr als 24 Stunden Zeit haben, um nach Adelaide zu kommen, wo uns am Mittwochmorgen ab 7 Uhr Früh eine Winetasting-Tour erwartet hat/erwarten hätte sollen.
Klingt machbar, oder nicht?
Bevor ich hier nun ins Detail gehe möchte ich nochmals festhalten, dass dieses Land wirklich, wirklich groß...nein...nicht nur groß, sondern unfassbar RIIIIESIG ist. Und auch wenn man glaubt diese Tatsache in seine Reiseplanung mit einbezogen zu haben, stehen die Chancen immer noch verdammt hoch früher oder später mitten im Nirgendwo auf der Strecke zu bleiben.
Wie ich zu dieser Erkenntnis gekommen bin? ERFAHRUNGSWERTE:
Montagmorgen 7 Uhr, wir stehen im gewohnten Reise-Outfit, ungeschminkt, müde aber voller Vorfreude mitten in Melbourne und warten auf den Bunyip-Tour-Bus. Hätte ich vorher gewusst, dass wir bei dessen Ankunft von einem jungen, charmanten Aussie namens Cameron in Empfang genommen werden, der sich sogleich als Tourguide vorgestellt hat, hätte ich eventuell ein wenig mehr zeitlichen und vor allem masken-bildnerischen Aufwand betrieben, um den schwarzen halbmond-förmigen Ringen, die sich zu diesem Zeitpunkt bereits als ständige Begleiter unter meinen Augen platziert haben, den Kampf anzusagen. Nun ja, vermutlich wäre ich mit diesem Vorhaben ohnehin kläglich gescheitert und überhaupt zählen ja eh nur die inneren Werte, richtig? ;-)
Wie auch immer...
Der (Klein)Bus war gut gefüllt: ein deutsches Geschwister-Paar, ein paar Brasilianer, zwei Ladies aus Auckland, ein eher mehr als wenig tätowierter amerikanischer Comic-Zeichner und noch ein paar Leute, an die ich mich um ehrlich zu sein nicht mehr wirklich erinnern kann. Eines hatten wir jedenfalls alle gemeinsam: unendliche Müdigkeit und damit einhergehend kein besonders hohes Maß an Gesprächsbereitschaft. Cameron hat aber sein Möglichstes versucht, um die morgendlich kühle Bus-Stimmung mit spaßigen Geschichten, sarkastischen Kommentaren und unterhaltsamen Anekdoten aufzulockern. Inhaltlich hat er sich dabei besonders darauf konzentriert uns klar zu machen, dass Melbourne in jeder Hinsicht das Maß aller Dinge ist und vor allem Sydney nicht ansatzweise so viel Schönheit und Charakter zu bieten hat. Wie schon gesagt, Sydney ist wirklich eine Reise wert...aber ich muss sagen, so im Großen und Ganzen...Tour-Guide-Sympathien hin oder her: wo er Recht hat...
Mit gemütlichen 100 km/h (das ist übrigens die Höchstgeschwindigkeit dieser Tour-Busse, was - wie ich erfahren habe - um 20 km/h langsamer ist, als sich ein durchschnittlich heftiges australisches Buschfeuer fortbewegt...) sind wir also über eine 2,5 km lange Autobahn-Brücke (und ja, Sydney hat zwar die Harbour Bridge, aber so eine 2,5 km lange Autobahn-Brücke gibts dort NICHT...HA!) raus aus der Stadt und ab in Richtung Küste gefahren.

Erster Stop für Tee, Kaffee und Kekse: Bells Beach...wunderschöner Ausblick, tolles Wetter und jede Menge Surfer in Reichweite :-)






Weiter ging es dann durch Apollo Bay und zum Leuchtturm am Split Point, immer wieder mit kurzen Foto-Ausblick-Pinkelpausen-Keks-Stops...




...hop on, hop off sozusagen. Und der liebe Cameron hatte tatsächlich zu jedem Winkel der Küstenstraße eine kleine Geschichte zu erzählen...ganz unterhaltsam...es sei denn ihm fällt immer dann ein, was er uns noch an Wissen vermitteln könnte, wenn ich gerade kurz vorm Einschlummern bin. Als ich es dann doch tatsächlich geschafft hatte so rrrrrrrichtig einzuschlafen, waren wir ratz-fatz auch irgendwie schon bei den 12 Apostels...abrupt wird der Bus angehalten und bevor ich noch so richtig weiß was los ist steh ich zwischen gefühlten 17.000 Japanern, aufgeteilt auf zwei oder drei unterschiedliche Rudel...äääh...Reisegruppen und das mitten in dichtem Nebel und kaltem Wind. "If there is somebody who´s interested in doing a helicopter flight, please come with me" höre ich Cameron´s engelsgleiche Tourguide-Stimme, die aber in diesem Moment auch nicht schafft meinen ich-wurde-grade-aus-meinem-Schlaf-gerissen-Grant zu besänftigen. Und überhaupt...HALLO? Seh ich aus als wär ich lebensmüde? Ein Helikopterflug bei DEM Wetter? Endlich mal eine Touristenattraktion, die wir getrost auslassen können...juhuuu, Geld gespart! Durch die Eises-Kälte haben wir uns also unseren Weg durch die japanischen Reisegruppen Richtung Aussichtsplattform gebahnt...erst dachte ich, ich müsste meine Ellbogen einsetzen, mein böser Blick war allerdings ausreichend, um die Mitbürger aus dem Land der aufgehenden Sonne zumindest ein paar Meter auf Abstand zu halten. Irgendwann kam allerdings doch der Moment, an dem ich mein Foto-Lächeln aufsetzen musste...was sollen denn Mami und Papi sonst von mir denken? Da hat man mal die Apostel hinter sich, sollte sich demnach also auch respektvoll verhalten und mit Anstand und Manieren recht freundlich lächeln. Ich habe mich allerdings wehement geweigert das schlechte Wetter und vor allem die niedrigen Temperaturen zu akzeptieren. Wie sieht denn das aus? In der Heimat zieht der Herbst ins Land und jeder beneidet mich um den australischen Frühling...yes, that´s how it´s supposed to be. Ich werde also einen Teufel (darf man eigentlich vom Teufel reden, wenn man dabei ist von den 12 Aposteln zu erzählen? hmmm...) tun und auf den Fotos erkennen lassen, dass ich mir dort regelrecht den A**** abfriere. Ich habe mir also kurzerhand Pulli, Weste und Jacke ausgezogen, um mich locker und lässig in Jeans und Trägertop in Pose zu werfen. 

Diese Aktion hat sogleich eine Japaner-Mama auf den Plan gerufen, die offenbar von meinem Anblick so begeistert war, dass sie mich unbedingt auf einem Foto mit ihrem Sohn haben wollte. Weil ich ein netter Mensch bin, hab ich ihr den Wunsch natürlich erfüllt. Habe mir dann allerdings doch wieder Weste und Jacke angezogen, bevor ich noch Autogramme hätte geben müssen :-P
Langsam haben wir uns dann dem Ende unserer Tour genähert und sind schließlich im idyllischen Städtchen Port Campbell angekommen. Während sich die anderen Tour-isten gestärkt und für die Heimfahrt gerüstet haben, haben sich Mateja und ich schweren Herzens von Cameron verabschiedet und ihm erklärt, dass wir auf der Durchreise nach Adelaide sind und deshalb eine Nacht hier in Port Campbell verbringen werden. So weit, so gut. Cameron und der Bus waren weg, Mateja und ich haben im Oceanhouse Backpackers eingecheckt, den Heizstrahler aktiviert und uns gefragt, ob wir uns wohl große Sorgen wegen dem angekündigten aufkommenden Sturm machen sollten, bevor wir dann schließlich friedlich eingeschlafen sind. In der Nacht hatte es heiße 17 Grad und Port Campbell wurde von heftigen Regenschauern heimgesucht.


Frühmorgens hat mich Mateja mal wieder unsanft aus dem Bett geworfen. Duschen, packen, same jeans as every day, same procedure as every day...
Pünktlich um 9 Uhr standen wir dann also voller Enthusiasmus im Tourist Information Center, wo wir einer mehr oder weniger (eher weniger) kompetenten Australierin mit Migrationshintergrund (ihr Englisch war leider nicht das Beste) standen, um unser Anliegen vorzutragen. Alles was wir wollten war die nächst beste Verbindung nach Adelaide...Bus oder Zug...was auch immer, wie auch immer. Kann ja nicht so schwierig sein...dachten wir uns. Die erste Reaktion auf unsere Frage war ein heftiges Kopfschütteln, gefolgt von dem Satz, den wir in der Situation tatsächlich am aller wenigsten hören wollten: "There is no connection".
Ich bin ein ruhiger, gefasster und sehr gefestigter Mensch...es sei denn ich bin müde, grantig und stehe mit nüchternem Magen einer inkompetenten Asiatin gegenüber, die mir erklärt, dass ich eigentlich keine Chance habe in den nächsten Tagen aus diesem KAFF...Verzeihung: aus diesem idyllischen kleinen Städtchen raus zu kommen. Als wir dann noch den Tipp bekommen haben zu trampen konnte ich ein aufgebrachtes "Are you f***** kidding me?!?!" beim besten Willen nicht mehr unterdrücken. Ich habe mich dann dazu veranlasst gefühlt dieselbe Frage nochmals zu stellen, als die Lady meinte, wir müssten zurück nach Melbourne, um von dort aus einen Zug und/oder Greyhound zu nehmen, der uns dann nach Adelaide bringt. Man nehme nun bitte eine australische Landkarte zur Hand und lasse sich diese Information nochmals auf der Zunge zergehen!!!!

Zu diesem Zeitpunkt habe ich dann kapituliert und mich geweigert noch weiter zu versuchen hilfreiche Informationen aus der offenbar heillos überforderten Touristen-Frau heraus zu bekommen. Mateja und ich packen also unsere Sachen...Mateja völlig verzweifelt...während ich für meinen Teil nicht mehr aufhören konnte zu lachen. Da standen wir also: in the middle of nowhere!
Es war also Zeit für Plan B.  Wie sich heraus gestellt hat, war meine Zeit als ORF-Angestellte wirklich eine der wichtigsten Erfahrungen meines Lebens: in Sachen Organisationstalent, Stress und Krisenbewältigung reicht mir keiner so schnell das Wasser! Mateja wurde kurzerhand zu meiner Assistentin degradiert und wir haben Tisch 13 (wenn schon, denn schon) des hiesigen Dorf-Cafés zu unserem Büro umfunktioniert. Ich habe zunächst versucht sämtliche Touristen-Info-Hotlines sowie Public-Transport-Unternehmen anzurufen, um iiiiiirgendeinen Weg nach Adelaide ausfindig zu machen. Für diese Mission hatten wir übrigens noch ganze 22 Stunden Zeit, um rechtzeitig zu unserer Winetasting-Tour anzutreten.
Lange Rede, kurzer Sinn: uns blieb tatsächlich nichts anderes übrig, als zurück nach Melbourne zu fahren, um von dort aus einen Greyhound-Bus nach Adelaide zu besteigen.
Stellt sich also nur noch eine Frage: wie zur Hölle kommen wir wieder zurück nach Melbourne?
Antwort: man nehme ein Handy, wähle (mal wieder) die Nummer des Great-Ocean-Road-Tour-Operators und frage höflich und freundlich mit einer Nuance Verzweiflung in der Stimme, ob denn heute auch wieder ein Tour-Bus unterwegs nach Port Campbell wäre, der eventuell noch zwei Plätze für die Rückfahrt frei hätte. Wie sich heraus gestellt hat (die Philosophen unter den Lesern dürfen an dieser Stelle anfangen über schicksalshafte Begegnungen und den Spruch "man sieht sich immer zwei Mal im Leben" nachzudenken) war auch an diesem Tag der liebe Cameron wieder auf dem Weg zu den 12 Apostels. Ich war nicht ganz sicher, ob ich mich freuen oder ich doch lieber im Boden versinken soll. Die nette Bunyip-Büro-Frau meinte jedenfalls, sie checkt die Lage und sagt mir dann Bescheid. Stattdessen hat aber Cameron direkt bei mir angerufen und ja, da war ein leicht sarkastischer, schadenfroher aber Gott sei Dank dennoch hilfsbereiter Unterton in seiner Stimme. Er meinte, er hat natürlich noch zwei Plätze für uns...NO WORRIES...er wird gegen 17.00 Uhr - wie gewohnt - in Port Campbell eintrudeln und dann wären wir gegen 19.30/20.00 Uhr wieder in Melbourne. PERFEKT!
Da war also ein Licht am Ende des Tunnels :-)
Mateja und ich haben dann auch gleich noch online (ja, da steht ein Computer im "Port Campbell Fish & Chips") Tickets für den Greyhound-Bus gebucht, der uns um 20.35 Uhr am selben Abend von der Southern Cross Station in Melbourne über Nacht nach Adelaide bringen sollte. Gesagt, getan...geht sich also alles aus...dachten wir!


Wir haben also den ganzen Tag in Port Campbells "12 Rocks" Kaffeehaus verbracht...naja, mit einer Unterbrechung: ich hatte das Bedürfnis mich auf australischem Boden bzw. in australischem Wasser zu verewigen und habe mit Karacho eine Message in a bottle ins Meer geworfen und auf die Reise geschickt...bin mal gespannt ob/wem das Ding wohl in die Hände fällt...ich hab da so eine Befürchtung, die mit japanischen Reisegruppen zusammen hängt...aber wer weiß...vielleicht fischt sie ja doch ein sexy australischer Matrose ausm Wasser :-)





Ein paar Stunden später läutete tatsächlich mein Handy und Cameron hat angekündigt in den nächsten 20 Minuten in Port Campbell einzurauschen. Die Freude und Erleichterung war auf beiden Seiten nicht zu übersehen, als er endlich vor uns stand...mit einem Lächeln hat er unser Gepäck verladen und uns wissen lassen, dass er für die Rückfahrt direkt die beiden Sitzplätze hinter ihm frei gehalten hat. Der arme Kerl war von seiner aktuellen Gruppen-Besatzung - einem Haufen schläfriger Malaien - nämlich derart gelangweilt, da kam unser Anruf nicht ganz ungelegen. Dann hat er uns noch eine ganze Box mit Keksen hingestellt und der Abend war gerettet :-)
In Sachen Tourguide-Entertainment war Cameron bei mir jedenfalls an der absolut richtigen Adresse. Eine knapp 2,5stündige Plauderei über Grundsätzliches und Allgemeines gehört zu meinen leichtesten Übungen *g*
DAS war ein Spaß...und noch spaßiger wär es gewesen, wenn die asiatischen Kollegen bei ihrer Fish & Chips Bestellung einen Zahn zugelegt hätten, bevor sie kurze Zeit später kollektiv in eine Art Futterkoma gefallen sind. Der Anblick war wirklich unbezahlbar: ein ganzer Bus voll schnarchender Malaien...hehehehe...Cameron hat erzählt, dass das wohl schon auf der kompletten Hinfahrt genauso ausgesehen hat, wodurch er gar nicht erst anfangen brauchte irgendwelche Geschichten zur Great Ocean Road zu erzählen.
Nochmals zur Erinnerung: 
1) unser Anschluss-Ticket für den Greyhound Bus war bereits gebucht und bezahlt, genau wie die Winetasting-Tour für den nächsten Morgen in Adelaide
2) die Abfahrt in Port Adelaide hatte aufgrund einiger Malaien ungefähr 20 Minuten Verspätung
3) wie bereits erwähnt fährt so ein Tourbus kein km/h schneller als exakt 100!

Cameron hat in der Tat sein Möglichstes versucht, um a.s.a.p. in Melbourne City einzurauschen, und uns direkt als erstes vor der Southern Cross Station abzusetzen, damit wir unseren Greyhound erwischen. Als ich allerdings im Anflug auf die Stadt ein Straßenschild gesehen hab, das mir vermittelt hat, dass wir noch weitere 50 km bis zur tatsächlichen Ankunft in Melbourne vor uns haben, habe ich dann langsam begonnen mir Sorgen zu machen...vor allem weil es zu diesem Zeitpunkt bereits kurz nach 20.00 Uhr war und der Greyhound gegen halb 9 wegfahren wollte.
Dienstag, 8.44 p.m.: mit quietschenden Reifen erreichen wir Southern Cross und es bleibt keine Zeit für einen tränenreichen Abschied. Wir reissen Cameron unsere Rucksäcke aus der Hand und uns bleibt nur noch eines: RENNEN!!! Als wir Richtung Bus-Gate gestartet sind konnte ich nur noch ein abgehaktes "Bye girls, call me if the bus is not..." von Cameron hören bevor wir mit Karacho um die Ecke in den Busbahnhof eingebogen sind.
Ladies and gents, wer jetzt mit einem Happy End à la wir-haben-unseren-Bus-in-der-allerletzten-Sekunde-doch-noch-erwischt rechnet liegt leider daneben. Der Busbahnhof war tatsächlich leer...ja...da stand nichts und niemand...nur zwei atemlose Österreicherinnen mit leicht verzweifeltem Gesichtsausdruck.

Erst mal tiiiiief durchatmen. Da waren wir also wieder...back in Melbourne.
1. Anruf: Cameron. Das klang ungefähr so "Cam, F***, we missed our bus, it´s gone, DAMN IT!!!!!!" Er meinte dann, er würde erst den Rest der Gruppe loswerden, den Bus zurück zum Office bringen und uns dann mit seinem Auto abholen...dann überlegen wir weiter, wie wir uns nach Adelaide bringen!
2. Anruf: Lorenz! "Äääääh, hi Lorenz *räusper*, long time, no see. Rate mal wo wir grade sind...mitten in Melbourne. Und eeeeventuell müssten wir deine Couch nochmal in Anspruch nehmen."
Der liebe Lorenzo war noch im Büro und hat bei der Gelegenheit netterweise gleich recherchiert, ob da noch ein spätabendlicher Flug nach Adelaide zu finden ist...das wäre nämlich die einzige Möglichkeit gewesen noch "on time" zu unserer Wein-Tour zu kommen. Spätestens als wir die Preise erfahren haben, haben wir uns im Geiste schon mal vom Ausflug in die südaustralischen Weinberge verabschiedet.
Der nächste Weg führte uns zum Schalter der V-Line, mit der Frage "Is there ANY chance to get to Adelaide??" Ja, da gab es genug...allerdings erst nächste Woche...und NEIN, das ist KEIN WITZ! Auf dem Weg von Melbourne nach Adelaide braucht man zumindest 2 verschiedene Busse. Es gab noch genügend Tickets für den ersten, allerdings war der Connection Bus dann ausgebucht...und zwar ÜBERALL!!!! Begründung: mid-semester-break!
Wieder war es Zeit für einen kurzen aber intensiven Ausbruch: "WO ZUR HÖLLE SIND WIR HIER EIGENTLICH?!?!! Das ist doch wohl kein verdammtes Zeltdorf mitten im Outback...HIMMEL KRUZIFIX, wir sind hier in M E L B O U R N E und wollen nach A D E L A I D E, das sind doch wohl keine unscheinbar kleinen, unwichtigen Städte in diesem Land!! Man kann doch wohl erwarten, dass diese Metropolen von mehr als EINEM Bus angefahren werden!!"
Der blond-blau-äugige V-Line-Mitarbeiter hat mich von der anderen Seite des Sicherheitsglases leicht irritiert angesehen, um uns dann darüber zu informieren, dass es tatsächlich nur noch eine einzige Möglichkeit für uns gab, wenn wir bis Donnerstag (die Mittwochs-Tour hatten wir, wie gesagt, schon abgeschrieben, aber am DO hatten wir den nächsten Flug...rauf nach Alice Springs!) in Adelaide sein wollten: Am selben Abend gegen 22.00 Uhr gab es einen Bus, dessen Endstation ein kleiner Ort namens Ouyen ist, von dem - nebenbei bemerkt - noch kein Australier mit dem ich seitdem gesprochen habe jemals etwas gehört hat. Von dort aus geht dann wiederum ein Connection-Bus bis Adelaide. 
Klingt wunderbar? NEIN TUT ES NICHT, die Sache hat nämlich einen Haken: 7 Stunden (!!) Wartezeit in Ouyen, bevor es weiter nach Adelaide geht!!
Ich für meinen Teil wär ja gerne noch eine Nacht in Melbourne geblieben, um mit Cameron ein oder zwei Bierchen zu trinken...und Gott weiß, ich hatte niemals in meinem Leben ein größeres Bedürfnis nach Alkohol wie an diesem Abend!! Aber...wir hatten wohl keine Wahl. Eine Kreditkartenabbuchung und einen (letzten) Anruf bei Cameron später saßen wir dann endlich im Bus. Wieder war mein Blick auf die wunderschöne Skyline von Melbourne gerichtet und als wir dann tatsächlich auch noch fast 2 Stunden (!!) lang in einem baustellenbedingten Megastau (und das immer noch VOR der Stadtausfahrt!!) steckten, hatte ich endgültig das merkwürdige Gefühl, dass uns diese Stadt - im wahrsten Sinne des Wortes - einfach nicht loslassen will! :-)

Mittwoch 5.09 Uhr Früh: Ankunft in OUYEN - literally THE MIDDLE OF NOWHERE!! Fix und fertig klettern wir aus dem Bus. Alles was wir sehen ist die Tankstelle: "Roadhouse"...und sonst...N I C H T S! Der Busfahrer hat uns besorgt angesehen und uns geraten, wir sollten aus Sicherheitsgründen einfach in der Tankstelle warten und überhaupt "GOOD LUCK"! 




Mit diesen guten Wünschen sind wir also rein in die Tanke...die Tankstelle in der Metropole Ouyen...wo wir in der Tat ganze 7 (!!!!!!!!!!) Stunden unseres jungen Lebens verbracht haben! Den Inhalt der aktuellen Cosmopolitan kann ich inzwischen in- und auswendig...ich darf mich jetzt bestimmt ohne Zweifel Master of Fashion, Style, Celebrities und Sudoku nennen. Ja, 7 Stunden sind lang, verdammt lang und der braun-wässrige-2$-Tankstellen-Kaffee hat auch nicht unbedingt positiv zu diesem Zustand beigetragen.
Aber...was uns nicht umbringt...




Wir haben es tatsächlich geschafft gegen 17.00 Uhr ENDLICH in Adelaide anzukommen...und wenn ich mir die Fotos ansehe bin ich immer noch nicht so ganz sicher was größer war: die Erleichterung oder die Augenringe!



...TO BE CONTINUED...