Dienstag, 13. Oktober 2009

The Red Centre: Alice Springs (Part I)

Donnerstag, 24. September 2009
Status: das Geld wird knapp, die Augenringe größer und mein Ohr ist immer noch zu.
Hält mich das als reise- und abenteuerlustigen Auslandsstudenten davon ab, mich mit letzter Kraft für einen krönenden Abschluss ins Outback zu stürzen? NEIN! :-)
"Viel Lärm um nichts"...ungefähr so würde ich den Landeanflug beschreiben *g*. Ein Blick aus dem Fenster und schnell wird klar: We are in the middle of nowhere! We are in the Red Centre of nowhere!
Noch ein paar Tage zuvor war ich davon überzeugt, dass es wohl keinen Ort auf dieser Welt gibt, der noch verlassener, noch verlorener und noch einsamer ist als Ouyen. Ich erinnere mich an die Tankstellen-Idylle, die kühlen Temperaturen und den Hauch von Zivilisation, der mir dort um die Nase wehte.
Nicht so in Alice Springs. Umgeben von rotem Staub, Wüste und knapp 35 Grad Außentemperatur verlassen wir das Flugzeug, um gemütlich über die Runway zur kleinen Ankunftshalle zu spazieren. JA, spaziert sind wir...der Flughafen ist klein genug, um sich Shuttle-Busse zu sparen.




Über den aborigine-kunst-gemusterten Teppich bewegen wir uns Richtung Baggage Claim...also naja, ein dezentes Förderband eben, auf dem die Habseligkeiten der Wüstenbewohner und Touristen aus aller Welt ans Tageslicht befördert werden. Auch ich erwarte dort voller Sehnsucht meinen oversize-eingecheckten Handgepäcks-Trolley, um es mir anschließend neben Mateja im vom Hostel zur Verfügung gestellten Shuttle-Bus gemütlich zu machen. Da sind wir also...hier zeigt sich uns das einzigartige Herz Australiens...hier werden wir in Kürze unser blaues...naja, genau genommen ROTES Outback-Wunder erleben!
Wir fahren über zwei oder drei Landstraßen und bevor ich die freudige Erwartung auf Alice Springs City noch in Worte fassen kann, biegen wir auch schon auf den Parkplatz des "Haven" Hostels ein. "Wie jetzt? Wo ist denn die Stadt?" Nun ja..."that´s pretty much it"
Beim Einchecken lassen wir uns die Umgebung beschreiben. Das Gespräch mit der freundlichen Rezeptionistin war dementsprechend kurz, da einen in Alice Springs nicht unbedingt viele Highlights erwarten. So blieb uns für den ersten Abend-Spaziergang nur die Frage: zu Cole´s oder Woolworths? :-)



Erstmal haben wir uns allerdings auf die Suche nach unserem Zimmer gemacht. Ist immer wieder spannend die Tür zu seinem nächsten Backpackers-Dorm zu öffnen...inzwischen waren wir schon auf alles gefasst! Aber ich muss sagen, dank dem Tipp von Elyse (unserer Mitbewohnerin im Unicentral, who was born and bred in Alice Springs) haben wir wohl tatsächlich das sauberste, schönste, neueste Hostel-Zimmer auf dem ganzen Kontinent erwischt. Das 8-Bett-Zimmer war nur zur Hälfte belegt und wir hatten sogar unser eigenes Badezimmer...ja, es sind die kleinen Dinge, die einen glücklich machen. In Hostel-Badezimmern, speziell in solchen, die ganzen Etagen zur Verfügung stehen, bieten sich einem nämlich diverse Anblicke, die ich hier weder durch Bilder noch durch Worte dokumentieren möchte...



Anyway...die Matratzen waren neu, auch die Betten haben weder gequietscht noch sonst irgendwie den Eindruck des unmittelbaren Zusammenbruchs gemacht und die Mitbewohner haben bei unserer Ankunft - und auch beim Schlafengehen - sympathischerweise durch Abwesenheit geglänzt.
Zunächst haben wir uns allerdings auf den Weg nach Downtown Alice Springs gemacht...hehehehehehehe...vergleichbar mit pulsierenden Metropolen wie Downtown Böheimkirchen, Downtown Maria Anzbach oder auch Downtown Gramatneusiedl *gg*


Unsere ersten Eindrücke:

1) Fliegen...üüüüüüberall ekelhafte, kleine, schwarze, australische Fliegen...und nein, die fliegen nicht einfach nur so durch die Luft, das wär ja nur halb so wild...
Ich erinnere mich an Kühe...Kühe, die ich in dem Fall wirklich als "arme Schweine" bezeichnen würde, wenn ich daran denke, dass diese armen Nutztiere keine Arme haben, um die Fliegen aus dem Gesicht...den Augen, der Nase, den Ohren zu vertreiben. Das sind nämlich die absoluten Hotspots, da wollen sie hin die kleinen Biester. Auch Sonnenbrillen halten sie nicht davon ab frontal drauf los zu fliegen und links, rechts, oben, unten, ÜBERALL in diverse Gesichtsöffnungen hineinzuklettern...iiiiiiiiiiiiiiiiiiii...pfui...grauslich!!
An dieser Stelle übrigens ein herzliches Danke an Mami´s Reiseapotheke und den darin enthaltenen Insektenspray, den ich - vorausschauend wie ich nun mal denke - natürlich mitgenommen hab: HAT NICHT GEHOLFEN!!!!! GAR NICHT!! Die gemeine australische Gesichts-Fliege ist wohl immun gegen europäische Insekten-Bekämpfungsmittel und lässt sich dadurch so gut wie gar nicht von nerv-tötenden Attacken im Sekunden-Takt abhalten.

2) Aborigines
Nein, lieber Papa, das ist jetzt nicht so aufregend, wie es sich anhört und NEIN, ich habe keinen von ihnen persönlich kennen gelernt. Aber glaub mir: das ist auch besser so!
Ein Großteil der Einwohner von Alice Springs hat Aborigine-Wurzeln und lebt mehr neben als mit dem Rest der Wüsten-Bevölkerung. Die meisten davon sind obdachlos, leben auf der Straße, versuchen sich ein wenig Geld durch den Verkauf von Handarbeiten dazuzuverdienen oder hoffen auf die Großzügigkeit von Touristen. Viele sind auch dem Alkohol sehr zugetan und verweigern jegliches Entgegenkommen der australischen Regierung, die immer wieder neue Unterkünfte, Bildungseinrichtungen und Ausbildungen zur Verfügung stellt.
Aborigines leben außerdem nach der Überzeugung, dass die Welt nicht den Menschen, sondern die Menschen der Welt gehören. Soll heißen: wir sind Teil unseres Planeten, wir gehören der Erde. Ja, und danach leben sie auch, mit Leib und Seele. Für mich persönlich ist der Part "Seele" durchaus nachvollziehbar, respektabel und akzeptabel. Wenn allerdings für den "Leib" jegliche Hygiene verweigert und Regen als einziges Reinigungsmittel verwendet wird, so bringt das dann doch einige nicht ganz so erhebende Aborigine-Begegnungen mit sich. 

3) Die Hitze!!! Oooooooooooh diese Hitze! Über 30 Grad und trockene Wüstenluft. HIMMEL, was bin ich froh, dass wir diese Tour im September gemacht haben! DAS ist nämlich erst der Anfang. Vor allem in Alice Springs und ein Stück weiter nördlich in Darwin klettern die Temperaturen noch locker gute 15 Gräder weiter hinauf...absoluter Hitze-Höhepunkt: Weihnachten!
Am ersten Abend waren jedenfalls nur zwei Missionen zu erfüllen: Abendessen beschaffen und Police Station suchen :-)
Zweiteres gestaltete sich zeitaufwendiger als ich dachte. Nicht, dass ich das beschauliche Wachzimmer nicht gleich gefunden hätte...ist ja recht überschaubar, das Städtchen, aber dort angekommen war tatsächlich weit und breit kein Police Officer zu finden! Wie gut, dass ein österreichisch-australischer Patch-Exchange nicht wirklich ein rasend tragischer Notfall ist. Mateja und ich haben es uns also im Office gemütlich gemacht und auf die Herrschaften der Exekutive gewartet...und gewartet...und gewartet...und gewartet...bis dann schließlich zwei in schlamm-farbiger Uniform gekleidete Beamte auf Fahrrädern angebraust kamen. Auch diese beiden Freunde und Helfer kamen in den Genuss meines inzwischen perfektionierten und auf mehreren Kontinenten bekannten Wanna-exchange-Police-patches-Satzes :-)



Natürlich konnte sich auch dieser freundliche Polizist nicht unmittelbar entkleiden, um das Emblem aus seiner Uniform zu schneiden, er hat mich also gebeten vor meiner Abreise nochmals wieder zu kommen, bis dahin würde er einen Northern Territory Patch beschaffen.
So weit, so gut...thank´s, cheers, goodbye und auf Wiedersehen...ab zu Woolworths auf ein studentenbudget-freundliches Abendessen, das wir in Form von Pizza-Rolls, Joghurt und O-Saft in der Wüsten-Idylle der Hostel-Einfahrt zu uns genommen haben. Und weil sich so ein deliziöses Abendessen in Gesellschaft viel besser genießen lässt, hat sich ein junger Typ namens Bosman aus Südafrika zu uns gesetzt. Diese Begegnung war kurz, aber durchaus erwähnenswert. Alleine schon deshalb, weil mir noch kein Mensch auf der Welt begegnet ist, der soooooo begeistert davon war Österreicher kennen zu lernen *g*
Eine seiner ersten Fragen war, ob in unserem wunderschönen Heimatland eigentlich alle so aussähen wie ich :-))))))
Er hat uns erzählt, dass sein Auto abgefackelt wurde und er hier nun mehr oder weniger festsitzt, bis er genug Geld verdient hat um wieder weiter zu ziehen. Wir hätten uns bestimmt noch stundenlang weiter mit ihm unterhalten können...ausgehen und ein oder zwei oder viele Biere trinken können...doch an diesem Abend hat uns unser Weg nur noch in eine Richtung geführt: Haven, Zimmer 5, Stockbett, Mateja: unten, ich: oben...same procedure as everywhere!
Ja, wir haben unsere Sachen für den nächsten Tag gepackt, den Wecker auf 4.00 Uhr gestellt und sind verdammt früh schlafen gegangen.

Tja, wer ins Outback will, muss eben mit der Sonne aufstehen :-)

...TO BE CONTINUED...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen