Freitag, 2. Oktober 2009

Great Ocean Road - always expect the unexpected

Montag, 21.9.2009: Tagwache um 5.30 Uhr. Wir sagen Goodbye und Auf Wiedersehen Melbourne. Schweren Herzens stehe ich zum vermeintlich letzten Mal mit dem Blick zur Skyline, lasse die letzten Tage Revue passieren und schon gehts auf zu unserem nächsten Abenteuer: die Great Ocean Road entlang bis zum Highlight: den 12 Apostels! Die von uns gebuchte Tour wird als Day-Trip angeboten: Früh morgens Abfahrt in Melbourne und abends natürlich auch wieder zurück. Nachdem uns unsere Reise allerdings ohnehin nach Adelaide weiterführen sollte, haben wir uns entschieden auf die Rückfahrt zu verzichten. Wäre doch sinnlos wieder zurück zu fahren, wenn wir doch die halbe Strecke schon geschafft haben. Zusammengefasst bedeutet das: Montagmorgen Abfahrt zur Great Ocean Road, Übernachtung in Port Campbell nahe den 12 Apostels und anschließende Weiterfahrt mit Zug oder Bus (wir sind ja flexibel) am Dienstagmorgen, womit wir mehr als 24 Stunden Zeit haben, um nach Adelaide zu kommen, wo uns am Mittwochmorgen ab 7 Uhr Früh eine Winetasting-Tour erwartet hat/erwarten hätte sollen.
Klingt machbar, oder nicht?
Bevor ich hier nun ins Detail gehe möchte ich nochmals festhalten, dass dieses Land wirklich, wirklich groß...nein...nicht nur groß, sondern unfassbar RIIIIESIG ist. Und auch wenn man glaubt diese Tatsache in seine Reiseplanung mit einbezogen zu haben, stehen die Chancen immer noch verdammt hoch früher oder später mitten im Nirgendwo auf der Strecke zu bleiben.
Wie ich zu dieser Erkenntnis gekommen bin? ERFAHRUNGSWERTE:
Montagmorgen 7 Uhr, wir stehen im gewohnten Reise-Outfit, ungeschminkt, müde aber voller Vorfreude mitten in Melbourne und warten auf den Bunyip-Tour-Bus. Hätte ich vorher gewusst, dass wir bei dessen Ankunft von einem jungen, charmanten Aussie namens Cameron in Empfang genommen werden, der sich sogleich als Tourguide vorgestellt hat, hätte ich eventuell ein wenig mehr zeitlichen und vor allem masken-bildnerischen Aufwand betrieben, um den schwarzen halbmond-förmigen Ringen, die sich zu diesem Zeitpunkt bereits als ständige Begleiter unter meinen Augen platziert haben, den Kampf anzusagen. Nun ja, vermutlich wäre ich mit diesem Vorhaben ohnehin kläglich gescheitert und überhaupt zählen ja eh nur die inneren Werte, richtig? ;-)
Wie auch immer...
Der (Klein)Bus war gut gefüllt: ein deutsches Geschwister-Paar, ein paar Brasilianer, zwei Ladies aus Auckland, ein eher mehr als wenig tätowierter amerikanischer Comic-Zeichner und noch ein paar Leute, an die ich mich um ehrlich zu sein nicht mehr wirklich erinnern kann. Eines hatten wir jedenfalls alle gemeinsam: unendliche Müdigkeit und damit einhergehend kein besonders hohes Maß an Gesprächsbereitschaft. Cameron hat aber sein Möglichstes versucht, um die morgendlich kühle Bus-Stimmung mit spaßigen Geschichten, sarkastischen Kommentaren und unterhaltsamen Anekdoten aufzulockern. Inhaltlich hat er sich dabei besonders darauf konzentriert uns klar zu machen, dass Melbourne in jeder Hinsicht das Maß aller Dinge ist und vor allem Sydney nicht ansatzweise so viel Schönheit und Charakter zu bieten hat. Wie schon gesagt, Sydney ist wirklich eine Reise wert...aber ich muss sagen, so im Großen und Ganzen...Tour-Guide-Sympathien hin oder her: wo er Recht hat...
Mit gemütlichen 100 km/h (das ist übrigens die Höchstgeschwindigkeit dieser Tour-Busse, was - wie ich erfahren habe - um 20 km/h langsamer ist, als sich ein durchschnittlich heftiges australisches Buschfeuer fortbewegt...) sind wir also über eine 2,5 km lange Autobahn-Brücke (und ja, Sydney hat zwar die Harbour Bridge, aber so eine 2,5 km lange Autobahn-Brücke gibts dort NICHT...HA!) raus aus der Stadt und ab in Richtung Küste gefahren.

Erster Stop für Tee, Kaffee und Kekse: Bells Beach...wunderschöner Ausblick, tolles Wetter und jede Menge Surfer in Reichweite :-)






Weiter ging es dann durch Apollo Bay und zum Leuchtturm am Split Point, immer wieder mit kurzen Foto-Ausblick-Pinkelpausen-Keks-Stops...




...hop on, hop off sozusagen. Und der liebe Cameron hatte tatsächlich zu jedem Winkel der Küstenstraße eine kleine Geschichte zu erzählen...ganz unterhaltsam...es sei denn ihm fällt immer dann ein, was er uns noch an Wissen vermitteln könnte, wenn ich gerade kurz vorm Einschlummern bin. Als ich es dann doch tatsächlich geschafft hatte so rrrrrrrichtig einzuschlafen, waren wir ratz-fatz auch irgendwie schon bei den 12 Apostels...abrupt wird der Bus angehalten und bevor ich noch so richtig weiß was los ist steh ich zwischen gefühlten 17.000 Japanern, aufgeteilt auf zwei oder drei unterschiedliche Rudel...äääh...Reisegruppen und das mitten in dichtem Nebel und kaltem Wind. "If there is somebody who´s interested in doing a helicopter flight, please come with me" höre ich Cameron´s engelsgleiche Tourguide-Stimme, die aber in diesem Moment auch nicht schafft meinen ich-wurde-grade-aus-meinem-Schlaf-gerissen-Grant zu besänftigen. Und überhaupt...HALLO? Seh ich aus als wär ich lebensmüde? Ein Helikopterflug bei DEM Wetter? Endlich mal eine Touristenattraktion, die wir getrost auslassen können...juhuuu, Geld gespart! Durch die Eises-Kälte haben wir uns also unseren Weg durch die japanischen Reisegruppen Richtung Aussichtsplattform gebahnt...erst dachte ich, ich müsste meine Ellbogen einsetzen, mein böser Blick war allerdings ausreichend, um die Mitbürger aus dem Land der aufgehenden Sonne zumindest ein paar Meter auf Abstand zu halten. Irgendwann kam allerdings doch der Moment, an dem ich mein Foto-Lächeln aufsetzen musste...was sollen denn Mami und Papi sonst von mir denken? Da hat man mal die Apostel hinter sich, sollte sich demnach also auch respektvoll verhalten und mit Anstand und Manieren recht freundlich lächeln. Ich habe mich allerdings wehement geweigert das schlechte Wetter und vor allem die niedrigen Temperaturen zu akzeptieren. Wie sieht denn das aus? In der Heimat zieht der Herbst ins Land und jeder beneidet mich um den australischen Frühling...yes, that´s how it´s supposed to be. Ich werde also einen Teufel (darf man eigentlich vom Teufel reden, wenn man dabei ist von den 12 Aposteln zu erzählen? hmmm...) tun und auf den Fotos erkennen lassen, dass ich mir dort regelrecht den A**** abfriere. Ich habe mir also kurzerhand Pulli, Weste und Jacke ausgezogen, um mich locker und lässig in Jeans und Trägertop in Pose zu werfen. 

Diese Aktion hat sogleich eine Japaner-Mama auf den Plan gerufen, die offenbar von meinem Anblick so begeistert war, dass sie mich unbedingt auf einem Foto mit ihrem Sohn haben wollte. Weil ich ein netter Mensch bin, hab ich ihr den Wunsch natürlich erfüllt. Habe mir dann allerdings doch wieder Weste und Jacke angezogen, bevor ich noch Autogramme hätte geben müssen :-P
Langsam haben wir uns dann dem Ende unserer Tour genähert und sind schließlich im idyllischen Städtchen Port Campbell angekommen. Während sich die anderen Tour-isten gestärkt und für die Heimfahrt gerüstet haben, haben sich Mateja und ich schweren Herzens von Cameron verabschiedet und ihm erklärt, dass wir auf der Durchreise nach Adelaide sind und deshalb eine Nacht hier in Port Campbell verbringen werden. So weit, so gut. Cameron und der Bus waren weg, Mateja und ich haben im Oceanhouse Backpackers eingecheckt, den Heizstrahler aktiviert und uns gefragt, ob wir uns wohl große Sorgen wegen dem angekündigten aufkommenden Sturm machen sollten, bevor wir dann schließlich friedlich eingeschlafen sind. In der Nacht hatte es heiße 17 Grad und Port Campbell wurde von heftigen Regenschauern heimgesucht.


Frühmorgens hat mich Mateja mal wieder unsanft aus dem Bett geworfen. Duschen, packen, same jeans as every day, same procedure as every day...
Pünktlich um 9 Uhr standen wir dann also voller Enthusiasmus im Tourist Information Center, wo wir einer mehr oder weniger (eher weniger) kompetenten Australierin mit Migrationshintergrund (ihr Englisch war leider nicht das Beste) standen, um unser Anliegen vorzutragen. Alles was wir wollten war die nächst beste Verbindung nach Adelaide...Bus oder Zug...was auch immer, wie auch immer. Kann ja nicht so schwierig sein...dachten wir uns. Die erste Reaktion auf unsere Frage war ein heftiges Kopfschütteln, gefolgt von dem Satz, den wir in der Situation tatsächlich am aller wenigsten hören wollten: "There is no connection".
Ich bin ein ruhiger, gefasster und sehr gefestigter Mensch...es sei denn ich bin müde, grantig und stehe mit nüchternem Magen einer inkompetenten Asiatin gegenüber, die mir erklärt, dass ich eigentlich keine Chance habe in den nächsten Tagen aus diesem KAFF...Verzeihung: aus diesem idyllischen kleinen Städtchen raus zu kommen. Als wir dann noch den Tipp bekommen haben zu trampen konnte ich ein aufgebrachtes "Are you f***** kidding me?!?!" beim besten Willen nicht mehr unterdrücken. Ich habe mich dann dazu veranlasst gefühlt dieselbe Frage nochmals zu stellen, als die Lady meinte, wir müssten zurück nach Melbourne, um von dort aus einen Zug und/oder Greyhound zu nehmen, der uns dann nach Adelaide bringt. Man nehme nun bitte eine australische Landkarte zur Hand und lasse sich diese Information nochmals auf der Zunge zergehen!!!!

Zu diesem Zeitpunkt habe ich dann kapituliert und mich geweigert noch weiter zu versuchen hilfreiche Informationen aus der offenbar heillos überforderten Touristen-Frau heraus zu bekommen. Mateja und ich packen also unsere Sachen...Mateja völlig verzweifelt...während ich für meinen Teil nicht mehr aufhören konnte zu lachen. Da standen wir also: in the middle of nowhere!
Es war also Zeit für Plan B.  Wie sich heraus gestellt hat, war meine Zeit als ORF-Angestellte wirklich eine der wichtigsten Erfahrungen meines Lebens: in Sachen Organisationstalent, Stress und Krisenbewältigung reicht mir keiner so schnell das Wasser! Mateja wurde kurzerhand zu meiner Assistentin degradiert und wir haben Tisch 13 (wenn schon, denn schon) des hiesigen Dorf-Cafés zu unserem Büro umfunktioniert. Ich habe zunächst versucht sämtliche Touristen-Info-Hotlines sowie Public-Transport-Unternehmen anzurufen, um iiiiiirgendeinen Weg nach Adelaide ausfindig zu machen. Für diese Mission hatten wir übrigens noch ganze 22 Stunden Zeit, um rechtzeitig zu unserer Winetasting-Tour anzutreten.
Lange Rede, kurzer Sinn: uns blieb tatsächlich nichts anderes übrig, als zurück nach Melbourne zu fahren, um von dort aus einen Greyhound-Bus nach Adelaide zu besteigen.
Stellt sich also nur noch eine Frage: wie zur Hölle kommen wir wieder zurück nach Melbourne?
Antwort: man nehme ein Handy, wähle (mal wieder) die Nummer des Great-Ocean-Road-Tour-Operators und frage höflich und freundlich mit einer Nuance Verzweiflung in der Stimme, ob denn heute auch wieder ein Tour-Bus unterwegs nach Port Campbell wäre, der eventuell noch zwei Plätze für die Rückfahrt frei hätte. Wie sich heraus gestellt hat (die Philosophen unter den Lesern dürfen an dieser Stelle anfangen über schicksalshafte Begegnungen und den Spruch "man sieht sich immer zwei Mal im Leben" nachzudenken) war auch an diesem Tag der liebe Cameron wieder auf dem Weg zu den 12 Apostels. Ich war nicht ganz sicher, ob ich mich freuen oder ich doch lieber im Boden versinken soll. Die nette Bunyip-Büro-Frau meinte jedenfalls, sie checkt die Lage und sagt mir dann Bescheid. Stattdessen hat aber Cameron direkt bei mir angerufen und ja, da war ein leicht sarkastischer, schadenfroher aber Gott sei Dank dennoch hilfsbereiter Unterton in seiner Stimme. Er meinte, er hat natürlich noch zwei Plätze für uns...NO WORRIES...er wird gegen 17.00 Uhr - wie gewohnt - in Port Campbell eintrudeln und dann wären wir gegen 19.30/20.00 Uhr wieder in Melbourne. PERFEKT!
Da war also ein Licht am Ende des Tunnels :-)
Mateja und ich haben dann auch gleich noch online (ja, da steht ein Computer im "Port Campbell Fish & Chips") Tickets für den Greyhound-Bus gebucht, der uns um 20.35 Uhr am selben Abend von der Southern Cross Station in Melbourne über Nacht nach Adelaide bringen sollte. Gesagt, getan...geht sich also alles aus...dachten wir!


Wir haben also den ganzen Tag in Port Campbells "12 Rocks" Kaffeehaus verbracht...naja, mit einer Unterbrechung: ich hatte das Bedürfnis mich auf australischem Boden bzw. in australischem Wasser zu verewigen und habe mit Karacho eine Message in a bottle ins Meer geworfen und auf die Reise geschickt...bin mal gespannt ob/wem das Ding wohl in die Hände fällt...ich hab da so eine Befürchtung, die mit japanischen Reisegruppen zusammen hängt...aber wer weiß...vielleicht fischt sie ja doch ein sexy australischer Matrose ausm Wasser :-)





Ein paar Stunden später läutete tatsächlich mein Handy und Cameron hat angekündigt in den nächsten 20 Minuten in Port Campbell einzurauschen. Die Freude und Erleichterung war auf beiden Seiten nicht zu übersehen, als er endlich vor uns stand...mit einem Lächeln hat er unser Gepäck verladen und uns wissen lassen, dass er für die Rückfahrt direkt die beiden Sitzplätze hinter ihm frei gehalten hat. Der arme Kerl war von seiner aktuellen Gruppen-Besatzung - einem Haufen schläfriger Malaien - nämlich derart gelangweilt, da kam unser Anruf nicht ganz ungelegen. Dann hat er uns noch eine ganze Box mit Keksen hingestellt und der Abend war gerettet :-)
In Sachen Tourguide-Entertainment war Cameron bei mir jedenfalls an der absolut richtigen Adresse. Eine knapp 2,5stündige Plauderei über Grundsätzliches und Allgemeines gehört zu meinen leichtesten Übungen *g*
DAS war ein Spaß...und noch spaßiger wär es gewesen, wenn die asiatischen Kollegen bei ihrer Fish & Chips Bestellung einen Zahn zugelegt hätten, bevor sie kurze Zeit später kollektiv in eine Art Futterkoma gefallen sind. Der Anblick war wirklich unbezahlbar: ein ganzer Bus voll schnarchender Malaien...hehehehe...Cameron hat erzählt, dass das wohl schon auf der kompletten Hinfahrt genauso ausgesehen hat, wodurch er gar nicht erst anfangen brauchte irgendwelche Geschichten zur Great Ocean Road zu erzählen.
Nochmals zur Erinnerung: 
1) unser Anschluss-Ticket für den Greyhound Bus war bereits gebucht und bezahlt, genau wie die Winetasting-Tour für den nächsten Morgen in Adelaide
2) die Abfahrt in Port Adelaide hatte aufgrund einiger Malaien ungefähr 20 Minuten Verspätung
3) wie bereits erwähnt fährt so ein Tourbus kein km/h schneller als exakt 100!

Cameron hat in der Tat sein Möglichstes versucht, um a.s.a.p. in Melbourne City einzurauschen, und uns direkt als erstes vor der Southern Cross Station abzusetzen, damit wir unseren Greyhound erwischen. Als ich allerdings im Anflug auf die Stadt ein Straßenschild gesehen hab, das mir vermittelt hat, dass wir noch weitere 50 km bis zur tatsächlichen Ankunft in Melbourne vor uns haben, habe ich dann langsam begonnen mir Sorgen zu machen...vor allem weil es zu diesem Zeitpunkt bereits kurz nach 20.00 Uhr war und der Greyhound gegen halb 9 wegfahren wollte.
Dienstag, 8.44 p.m.: mit quietschenden Reifen erreichen wir Southern Cross und es bleibt keine Zeit für einen tränenreichen Abschied. Wir reissen Cameron unsere Rucksäcke aus der Hand und uns bleibt nur noch eines: RENNEN!!! Als wir Richtung Bus-Gate gestartet sind konnte ich nur noch ein abgehaktes "Bye girls, call me if the bus is not..." von Cameron hören bevor wir mit Karacho um die Ecke in den Busbahnhof eingebogen sind.
Ladies and gents, wer jetzt mit einem Happy End à la wir-haben-unseren-Bus-in-der-allerletzten-Sekunde-doch-noch-erwischt rechnet liegt leider daneben. Der Busbahnhof war tatsächlich leer...ja...da stand nichts und niemand...nur zwei atemlose Österreicherinnen mit leicht verzweifeltem Gesichtsausdruck.

Erst mal tiiiiief durchatmen. Da waren wir also wieder...back in Melbourne.
1. Anruf: Cameron. Das klang ungefähr so "Cam, F***, we missed our bus, it´s gone, DAMN IT!!!!!!" Er meinte dann, er würde erst den Rest der Gruppe loswerden, den Bus zurück zum Office bringen und uns dann mit seinem Auto abholen...dann überlegen wir weiter, wie wir uns nach Adelaide bringen!
2. Anruf: Lorenz! "Äääääh, hi Lorenz *räusper*, long time, no see. Rate mal wo wir grade sind...mitten in Melbourne. Und eeeeventuell müssten wir deine Couch nochmal in Anspruch nehmen."
Der liebe Lorenzo war noch im Büro und hat bei der Gelegenheit netterweise gleich recherchiert, ob da noch ein spätabendlicher Flug nach Adelaide zu finden ist...das wäre nämlich die einzige Möglichkeit gewesen noch "on time" zu unserer Wein-Tour zu kommen. Spätestens als wir die Preise erfahren haben, haben wir uns im Geiste schon mal vom Ausflug in die südaustralischen Weinberge verabschiedet.
Der nächste Weg führte uns zum Schalter der V-Line, mit der Frage "Is there ANY chance to get to Adelaide??" Ja, da gab es genug...allerdings erst nächste Woche...und NEIN, das ist KEIN WITZ! Auf dem Weg von Melbourne nach Adelaide braucht man zumindest 2 verschiedene Busse. Es gab noch genügend Tickets für den ersten, allerdings war der Connection Bus dann ausgebucht...und zwar ÜBERALL!!!! Begründung: mid-semester-break!
Wieder war es Zeit für einen kurzen aber intensiven Ausbruch: "WO ZUR HÖLLE SIND WIR HIER EIGENTLICH?!?!! Das ist doch wohl kein verdammtes Zeltdorf mitten im Outback...HIMMEL KRUZIFIX, wir sind hier in M E L B O U R N E und wollen nach A D E L A I D E, das sind doch wohl keine unscheinbar kleinen, unwichtigen Städte in diesem Land!! Man kann doch wohl erwarten, dass diese Metropolen von mehr als EINEM Bus angefahren werden!!"
Der blond-blau-äugige V-Line-Mitarbeiter hat mich von der anderen Seite des Sicherheitsglases leicht irritiert angesehen, um uns dann darüber zu informieren, dass es tatsächlich nur noch eine einzige Möglichkeit für uns gab, wenn wir bis Donnerstag (die Mittwochs-Tour hatten wir, wie gesagt, schon abgeschrieben, aber am DO hatten wir den nächsten Flug...rauf nach Alice Springs!) in Adelaide sein wollten: Am selben Abend gegen 22.00 Uhr gab es einen Bus, dessen Endstation ein kleiner Ort namens Ouyen ist, von dem - nebenbei bemerkt - noch kein Australier mit dem ich seitdem gesprochen habe jemals etwas gehört hat. Von dort aus geht dann wiederum ein Connection-Bus bis Adelaide. 
Klingt wunderbar? NEIN TUT ES NICHT, die Sache hat nämlich einen Haken: 7 Stunden (!!) Wartezeit in Ouyen, bevor es weiter nach Adelaide geht!!
Ich für meinen Teil wär ja gerne noch eine Nacht in Melbourne geblieben, um mit Cameron ein oder zwei Bierchen zu trinken...und Gott weiß, ich hatte niemals in meinem Leben ein größeres Bedürfnis nach Alkohol wie an diesem Abend!! Aber...wir hatten wohl keine Wahl. Eine Kreditkartenabbuchung und einen (letzten) Anruf bei Cameron später saßen wir dann endlich im Bus. Wieder war mein Blick auf die wunderschöne Skyline von Melbourne gerichtet und als wir dann tatsächlich auch noch fast 2 Stunden (!!) lang in einem baustellenbedingten Megastau (und das immer noch VOR der Stadtausfahrt!!) steckten, hatte ich endgültig das merkwürdige Gefühl, dass uns diese Stadt - im wahrsten Sinne des Wortes - einfach nicht loslassen will! :-)

Mittwoch 5.09 Uhr Früh: Ankunft in OUYEN - literally THE MIDDLE OF NOWHERE!! Fix und fertig klettern wir aus dem Bus. Alles was wir sehen ist die Tankstelle: "Roadhouse"...und sonst...N I C H T S! Der Busfahrer hat uns besorgt angesehen und uns geraten, wir sollten aus Sicherheitsgründen einfach in der Tankstelle warten und überhaupt "GOOD LUCK"! 




Mit diesen guten Wünschen sind wir also rein in die Tanke...die Tankstelle in der Metropole Ouyen...wo wir in der Tat ganze 7 (!!!!!!!!!!) Stunden unseres jungen Lebens verbracht haben! Den Inhalt der aktuellen Cosmopolitan kann ich inzwischen in- und auswendig...ich darf mich jetzt bestimmt ohne Zweifel Master of Fashion, Style, Celebrities und Sudoku nennen. Ja, 7 Stunden sind lang, verdammt lang und der braun-wässrige-2$-Tankstellen-Kaffee hat auch nicht unbedingt positiv zu diesem Zustand beigetragen.
Aber...was uns nicht umbringt...




Wir haben es tatsächlich geschafft gegen 17.00 Uhr ENDLICH in Adelaide anzukommen...und wenn ich mir die Fotos ansehe bin ich immer noch nicht so ganz sicher was größer war: die Erleichterung oder die Augenringe!



...TO BE CONTINUED...

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